Glossar

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In unserem Glossar finden Sie leicht verständliche Erklärungen von Fach­begriffen, die Ihnen dabei helfen, die Sprache der Finanz­industrie besser zu verstehen. Das Glossar entstammt den Büchern zum Investieren mit Indexfonds und ETFs von Gerd Kommer.

A

AAA-Staat

Ein Staat, der die bestmögliche Bonitätsnote (nämlich AAA) von mindestens einer der drei großen Ratingagenturen besitzt. Staaten machen Schulden, indem sie Anleihen (englisch „Bonds“) ausgeben (emittieren). Die Anleihen werden von Privatpersonen, Unternehmen oder Banken gekauft. Wer eine Staatsanleihe kauft, gewährt dem Staat einen Kredit. Die großen Ratingagenturen sind Standard & Poor’s, Moody’s und Fitch. Die Ratingskalen haben ungefähr 25 Stufen von AAA (bestmöglich) bis D (schlechtest möglich) – siehe Eintrag „Ratingagentur“ auf Wikipedia. Jedem Rating entspricht eine quantitative Wahrscheinlichkeit zwischen etwa 0,03 % (bestmöglich) und 100 % (schlechtestmöglich), dass es binnen eines Jahres zu einem nennenswerten Zahlungsverzug („Payment Default“) bei der Anleihe kommt. Deutschland besaß im März 2011 ein Rating von AAA (Stufe 1), Spanien BBB+ (Stufe 8), Russland BB+ (Stufe 13) und Griechenland B– (Stufe 18). Anfang 2015 besaßen etwa 120 von rund 195 Staaten der Erde ein Anleiherating mindestens einer der drei großen Ratingagenturen. 13 Staaten hatten zu diesem Zeitpunkt bei der größten Ratingagentur (S&P) ein AAA. Eine Übersicht über die verfügbaren aktuellen Ratings von Staaten findet sich auf der englischen Wikipedia (Stichwort „List of countries by credit rating“). Das zweibeste Rating ist AA+, das drittbeste AA.

ABS-Investments

ABS steht für „Asset-Backed Security“: Spezielle, besicherte Unternehmensanleihen, die von „Einzweckgesellschaften“ emittiert werden. Die Sicherheiten können z. B. Hypotheken sein, die auf Wohnimmobilien eingetragen sind, Kreditkartenforderungen oder Studentenkreditforderungen.

Abzinsungsrate

Die Abzinsungsrate (auch Diskontierungssatz genannt) ist derjenige Zinssatz, zu dem man eine in der Zukunft liegende Zahlung „abzinsen“ (diskontieren) muss, um zu ihrem → Gegenwartswert (Barwert) zu gelangen. Hierbei wird das Risiko der künftigen Zahlung berücksichtigt. Risikoreiche (unsichere) Zahlungen in der Zukunft müssen mit einer höheren Abzinsungsrate in einen Gegenwartswert umgewandelt werden als risikoarme (weniger unsichere) Zahlungen. Die Abzinsungsrate ist – sozusagen – ein rückwärtsgerichteter Zinssatz (siehe auch Interner Zinsfuß).

Affordability Ratio

Im Zusammenhang mit der Bewertung eines Immobilienmarktes drückt das Affordability Ratio (Erschwinglichkeits-Kennzahl) das Verhältnis zwischen dem durchschnittlichen Preis einer standardisierten Immobilie (z. B. Zweizimmerwohnung mittlerer Wohnwert) und dem durchschnittlichen Haushaltseinkommen in der Stadt, Region oder dem Land aus.

Aktienfonds

Ein offener Investmentfonds, der das Vermögen seiner Anleger in Aktien (Unternehmensbeteiligungen an börsennotierten Firmen) investiert. Diese Aktien können – je nach Fondsstrategie – Anteil von in- oder ausländischen Unternehmen sein sowie Anteile an großen, mittelgroßen oder kleineren Unternehmen. An der Börse haben „kleine“ Unternehmen (auch Nebenwerte oder „Small Caps“ genannt) dennoch Umsätze, die typischerweise über 500 Millionen Euro im Jahr betragen. Traditionelle Aktienfonds werden von ihrem Fondsmanager „aktiv“ gemanagt (laufendes Kaufen und Verkaufen einzelner Aktien). Daneben existieren Index(Aktien)Fonds (oder ETFs), die keinen aktiven Fondsmanager haben. Der Zweck eines Indexfonds besteht darin, ein breites Aktiensegment zu den geringstmöglichen Kosten abzubilden. Indexfonds erzielen bessere Renditen als die Mehrzahl aller aktiv gemanagten Aktienfonds.

Aktionärsrendite

Die Gesamtrendite aus einem Aktieninvestment (→ Dividendenrendite + Kursrendite).

Alpha

Börsenjargon für „Überrendite“, „Mehrrendite“, „Zusatzrendite“, „Outperformance“ eines Investments oder einer Anlagestrategie gegenüber einer sinnvollen Benchmark (Vergleichsindex). Mit der Quantifizierung von Alpha wird in der Finanzbranche außerhalb von wissenschaftlichen Untersuchungen viel Schindluder getrieben.

Anleihe

Unternehmen und Staaten geben Anleihen aus, um sich Fremdkapital zu besorgen. Im Prinzip kann jeder eine Anleihe kaufen. Damit gibt er dem entsprechenden Unternehmen oder Staat einen Kredit. Der einzige wesentliche Unterschied zwischen einer Anleihe und einem Kredit besteht darin, dass eine Anleihe von vornherein dazu gedacht ist, „handelbar“ zu sein. Das heißt, der Käufer der Anleihe kann sie beliebig (und, das ist wichtig, ohne den Anleiheemittenten = Schuldner fragen zu müssen) an einen Dritten weiterverkaufen.

Annuität

Siehe annuitätische Tilgung. Die Annuität ist die periodische Kapitaldienstzahlung des Kreditnehmers aus Zins und Tilgung. Sie kann monatlich, vierteljährlich, halbjährlich oder jährlich sein. Eine Annuität ändert sich betraglich während der Phase der Zinsfestschreibung (Zinsbindung) nicht.

Annuitätische Tilgung

Ein bestimmter Tilgungsmodus bei Krediten. Bei der annuitätischen Tilgung bleibt die periodische Kapitaldienstzahlung (Summe aus Zins und Tilgung) im Zeitablauf unverändert, d. h., der Kreditnehmer zahlt in jeder Periode (z. B. Monat, Vierteljahr, Halbjahr, Jahr) den gleichen Kapitaldienst (hier Annuität). Das erleichtert die Finanzplanung des Kreditnehmers. Bei Immobilienkrediten im Privatkundengeschäft dominiert die annuitätische Tilgung (vgl. ratierliche Tilgung). Ein Beispiel: Wenn der Kreditbetrag 100.000 Euro beträgt, der Zinssatz 4% p.a., der so genannte anfängliche jährliche Tilgungssatz 2% und eine monatliche Zahlung vereinbart wird, dann resultiert daraus eine monatliche Annuität (Kapitaldienstrate) von 6% × 100.000 Euro ÷ 12 = 500 Euro (die 6% sind die Summe aus 4% + 2%). Diese 500 Euro bleiben während der Zeit, für die der Zinssatz fest vereinbart ist, unverändert, obwohl die Restschuld jeden Monat sinkt, denn die monatliche Kapitaldienstrate enthält ja einen Tilgungsanteil. Bei sinkender Restschuld würde man normalerweise annehmen, dass die Zinsbelastung in Geldeinheiten auch sinkt (so ist es bei ratierlicher Tilgung). Bei annuitätischer Tilgung wird die eingesparte Zinsbelastung in jeder Kapitaldienstperiode der Tilgung zugeschlagen (je weniger Zinsbelastung, desto mehr Tilgung), sodass die Gesamtsumme immer gleich bleibt (in diesem Bespiel 500 Euro pro Monat und 6.000 Euro pro Jahr). Im Abschnitt 2.13.1 wird das Prinzip der annuitätischen Tilgung noch genauer erläutert.

Asset

Englische Bezeichnung für „Vermögenswert“. Nicht nur Investment-„Güter“ oder „Sachwerte“ wie Immobilien, Goldbarren oder Wertpapiere können Assets sein, sondern auch Geldforderungen wie z. B. Kreditforderungen, Ansprüche an private Versicherungen oder an die gesetzliche Rentenversicherung, ein Wohnrecht oder ein Schadensersatzanspruch. Sprich, alles ist ein Asset, das einen wirtschaftlichen Wert hat und kein reines Konsumgut ist wie z. B. Lebensmittel, Kleidung, Flug-Tickets oder Dienstleistungen. Siehe auch → Asset-Klasse.

Asset-Allokation

Die Aufteilung eines Portfolios aus Vermögensanlagen auf einzelne → Asset-Klassen. Die Bedeutung der Asset-Allokation beruht auf der Tatsache, dass der langfristige Ertrag eines diversifizierten Portfolios zu einem außerordentlich hohen Prozentsatz (über 90%) von der Auswahl und Gewichtung der Asset-Klassen bestimmt wird und eben nicht von der Auswahl einzelner Wertpapiere innerhalb der Asset-Klassen. Asset-Allokation zielt letztlich darauf ab, Rendite und Risiko eines Portfolios zu optimieren, also eine aus der Sicht eines bestimmten Anlegers bestmögliche Kombination aus erwarteter Rendite und erwartetem Risiko.

Asset-Klasse

Asset-Klassen (englisch “Asset“ = Vermögenswert) sind sachlogisch sinnvolle Kategorien von Vermögensanlagen wie z. B. Aktien, Unternehmensanleihen, Staatsanleihen, Geldmarktanlagen (bargeldartige Anlagen), Immobilien, Edelmetalle, Rohstoffe und Sammlerobjekte. Diese Haupt-Asset-Klassen lassen sich vielfältig in Sub-Asset-Klassen untergliedern.

Auflassung

Altertümlicher Begriff aus der Rechtssprache. Im Grundstücksrecht ist die Auflassung die Einigung zwischen Käufer und Verkäufer über die Übereignung (Verkauf) eines Grundstücks.

Ausfallrisiko

Im Allgemeinen gleichbedeutend mit den Begriffen Adressrisiko, Bonitätsrisiko und Emittentenrisiko. Die Gefahr negativer Wertschwankungen eines Wertpapiers, weil sich die Kreditwürdigkeit des Unternehmens, zu dem dieses Wertpapier gehört, verschlechtert hat. Im engeren Sinne die Gefahr, dass der Emittent einer Anleihe seinen Zins- und Kapitalrückzahlungsverpflichtungen nicht oder nicht termingerecht nachkommt.

B

Bankmarge

Die Gewinnspanne der Bank. Im Kreditgeschäft die Spanne zwischen Geldbeschaffungskosten und dem Zinssatz bei der Kreditausreichung. Ein Beispiel: Verleiht eine Bank Geld zum Kreditzinssatz von 6% p.a., während sich die Bank dieses Geld ihrerseits von Sparern oder gewerblichen Anlegern zu 4% leiht, dann beträgt die Bankmarge 2%.

Barreserve

Auch Cash- oder Liquiditätsreserve genannt. Jeder konventionelle Investmentfonds muss einen Teil seiner Fondsmittel in Cash investieren, um jederzeit Fondsanteile von Anlegern zurückkaufen zu können.

Barwertmethode

Der Barwert (auch Gegenwartswert genannt) ist ein fundamentales ökonomisches Konzept. Er ist der Wert „in heutigem Geld“ einer Zahlung oder eines Zahlungsstroms, der bzw. die man erst in der Zukunft empfängt. Der Wert in heutigem Geld wird errechnet, indem man die betreffenden Zahlungenin der Zukunft „abzinst“ oder „diskontiert“ (Fachjargon). Ein Beispiel. Eine Zahlung in einem Jahr von 105 Euro hat bei einem Abzinsungssatz (Diskontierungsrate) von 5 Prozent heute einen Barwert (BW) von 100 Euro, denn, wenn man heute 100 Euro mit 5 Prozent Jahresrendite für ein Jahr anlegt, erzielt man dann insgesamt 105 Euro. Deshalb haben beide Werte – 100 Euro jetzt oder 105 Euro in zwölf Monaten – bei dieser Abzinsungsrate – denselben Barwert. Mit Barwerten kann man Zahlungen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten anfallen, vergleichbar machen. Die Formel für die Berechnung einer einmaligen zukünftigen Zahlung Z sieht so aus: BW = Z ÷ (1 + r)N, wobei r die Abzinsungsrate in Prozent ist und N die Anzahl der Perioden, hier 1). Die Formel für eine Serie zukünftiger Zahlungen ist ähnlich, aber etwas komplizierter. Welches die angemessene Abzinsungsrate ist, hängt damit zusammen, wie „sicher“ oder wahrscheinlich die zukünftige Zahlung ist. Wenn sie definitiv sicher („risikofrei“) ist, dann ist der Zinssatz für risikofreie Staatsanleihen der entsprechenden Laufzeit angemessen, wenn sie weniger sicher ist, dann braucht es einen höheren Zinssatz, wodurch sich ein kleinerer Barwert ergibt. Mit einem Tabellenkalkulationsprogramm wie Microsoft Excel kann man Barwerte recht einfach berechnen. Im Internet existieren zahlreiche Finanzierungsrechner, mit denen man einfache und auch anspruchsvolle Barwertberechnungen vornehmen kann, z. B. www.zinsen-berechnen.de und www.n-heydorn.de.

Barwertvorteil, steuerlicher

Der Barwertvorteil, der sich ergibt, wenn sich eine gegebene Steuerzahlung, statt sofort zu zahlen, in die Zukunft (beispielsweise mehrere Jahre) verschieben kann. Der steuerliche Barwertvorteil ist für den Steuerpflichtigen ein echter ökonomischer Vorteil (also eine echte Ersparnis). Der steuerliche Barwertvorteil ist nicht identisch mit dem reinen Liquiditätsvorteil einer in die Zukunft verschobenen Steuerzahlung. Letzterer ist kein echter ökonomischer Vorteil im Sinne von Barwerten.

Bauträger

Ein Unternehmen, das typischerweise auf unbebauten Grundstücken gewerbsmäßig Immobilien errichtet („entwickelt“) und diese danach an Käufer vertreibt (verkauft). Der Eigentumsübergang kann auch bereits vor oder während der Bauphase geschehen.

Basiszins, Basiszinssatz

Der in der Formel für die Vorabpauschale für die Besteuerung von Dividenden in thesaurierenden Investmentsfonds (einschl. ETFs) zur Anwendung kommende so genannte „Basiszinssatz“ ist nicht identisch mit dem von der Bundsbank regelmäßig neu festgelegen Basiszinssatz nach § 247 Abs. 1 BGB, der in alle möglichen zivielrechtlichen Verträgen als Referenzzinssatz verwendet wird (z. B. zur Berechnung von Verzugszinsen im Kontest von Rechtsstreitigkeiten). Der „Basiszins“ in der Vorabpauschale ist ein eigener Basiszins, der jährlich neu für das herannahende Steuerjahr (Kalenderjahr) vom Bundesfinanzministerium (nicht von der Bundesbank) gemäß § 18 Absatz 4 Investmentsteuergesetz (InvStG) neu publiziert wird. Der Basiszins in der Vorabpauschale orientiert sich grob an der → Umlaufrendite für zehnjährige Bundesanleihen. Das Googeln der Stichworte „Bundesfinanzministerium Basiszins zur Berechnung der Vorabpauschale“ sollte zu der Seite führen, die den aktuellen Basiszins nennt.

Beleihungsauslauf

Vereinfacht gesagt die prozentuale Fremdkapitalquote in einer Immobilienfinanzierung, so wie von einer Bank ermittelt. Allerdings legen deutsche Banken bei der Bewertung der Immobilie bestimmte „konservative“ Abschläge zugrunde, so dass der Beleihungsauslauf normalerweise etwas höher („schlechter“) ist als die Fremdkapitalquote auf der Basis des reinen Marktwerts der Immobilie

Beleihungswert

Der von der Bank bestimmte geschätzte Wert einer Kreditsicherheit, von dem sie mit hoher Sicherheit erwartet, dass er sich langfristig auch in ungünstigen Marktphasen realisieren ließe. Der Beleihungswert liegt zwangsläufig unter dem Marktwert. Der Beleihungswert ist nicht identisch mit der Beleihungsgrenze oder dem Beleihungsauslauf. Siehe auch Loan to Value.

Benchmark

Dt. Maßstab oder Vergleichsmarke. Im Zusammenhang von Investments eine Vergleichsgröße, mit der Rendite und Risiko eines aktiv gemanagten Portfolios (z. B. ein Fonds oder das Depot eines Privatanlegers) sinnvoll verglichen werden kann. Oft ist die Benchmark ein Wertpapierindex, also der „Markt“.

Blue Chips

Englische Bezeichnung für Standardwerte oder Large Caps (also Aktien von etablierten Großunternehmen mit hoher Marktkapitalisierung). Davon abzugrenzen sind Mid Caps (Aktien mittelgroßer Unternehmen) und Small Caps, Aktien kleiner Unternehmen.

Bonität, Bonitätsrisiko

siehe → Ausfallrisiko.

Break-Even-Punkt

Typischerweise übersetzt mit „Gewinnschwelle“ oder „Kostendeckungsschwelle“; allgemein derjenige Punkt, ab dem – in Abhängigkeit von einer bestimmten Einflussgröße – ein Produkt oder Projekt A günstiger oder ertragreicher ist als Produkt oder Projekt B oder eine andere Schwelle (z. B. volle Kostendeckung). Beispiel Kostenvergleich von Diesel-PKW gegenüber Benzinern: Ein Diesel ist typischerweise teurer in der Anschaffung. Die Mehrausgabe lohnt sich jedoch ab einer bestimmten jährlichen Fahrleistung, denn die laufenden Betriebskosten eines Diesels und sein Wertverlust im Zeitablauf sind niedriger als die eines Benziners. Mit einer Break-Even-Berechnung kann man feststellen, wie hoch die jährliche (durchschnittliche) Fahrleistung mindestens sein muss, damit sich die Mehrausgabe für den Diesel lohnt.

Break-even-Zinssatz

Bei Krediten ist das derjenige Zinssatz, ab dem ein Kredit A wirklich gleich teuer ist wie ein Kredit B, wenn man wirklich alle relevanten Faktoren und Kostenkomponenten berücksichtigt, auch diejenigen, die ggf. nicht im Effektivzins enthalten sind.

Bruttoinlandsprodukt

Das BIP ist eine volkswirtschaftliche Kennzahl für die „Wertschöpfung“ einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitabschnitt, typischerweise einem Jahr. Das BIP ist die Summe, aller Gehälter, Unternehmensgewinne, Einkünfte aus Zinsen und Mieten und dem staatlichen Nettoertrag (staatliche Einnahmen minus Ausgaben), ohne Doppelzählungen. Meistens wird das BIP-Wachstum als reale (inflationsbereinigte) Größe angegeben.

Bucheigenkapital

Das Eigenkapital, das in der Bilanz eines Unternehmens ausgewiesen wird. Es ist von der Marktkapitalisierung zu unterschieden. Sie ist das vom Markt bewertete Eigenkapital des Unternehmens.

Buy-and-Hold-Anlegen

Dt. „kaufen und halten“; ein Buy-and-Hold-Anleger erwirbt ein Investment, zum Beispiel eine Aktie oder eine Immobilie, mit dem Ziel, sie über einen sehr langen Zeitraum zu halten. Der Anleger verfolgt ausdrücklich nicht das Ziel, auf kurzfristige Wertsteigerungen zu warten (zu spekulieren), um dann „teuer“ zu verkaufen und stattdessen ein anderes → Asset, das er für billig (unterbewertet) hält, zu erwerben. Buy-and-Hold-Investieren hat den Vorteil, dass es → Transaktionskosten und Steuern (→ Barwertvorteil) minimiert und viel einfacher und bequemer ist als laufendes → aktives Investieren (Traden). Praktisch alle Eigenheimbesitzer sind letztlich Buy-and-Hold-Anleger, ohne sich dessen bewusst zu sein.

C

Cash-Flow

Dt. Zahlungsstrom. Aus der Sicht eines Anlegers sind positive Cash-Flows empfangene Zahlungen (Zuflüsse), negative Cash-Flows geleistete Zahlungen (Abflüsse).

CFC-Rules

Controlled Foreign Corporations Regeln. Dies ist die international übliche Bezeichnung für Regeln der → Hinzurechnungsbesteuerung, bei der die Einkünfte einer ausländischen Gesellschaft für steuerliche Zwecke direkt dem inländischen Anteilseigner der Gesellschaft hinzugerechnet und zeitnah unmittelbar von ihm zu versteuern sind.

Compliance-Regularien

Im Recht die Einhaltung rechtlicher Regelungen oder – interpretiert im Sinne der Aufgaben einer betrieblichen „Compliance-Abteilung“ – alle Maßnahmen zur Identifikation und Verhinderung von Rechtsverstößen oder noch allgemeiner formuliert, Maßnahmen zur Sicherstellung des rechtmäßigen Verhaltens der Beteiligten. Im Bankwesen spielt Compliance eine besonders große Rolle und eine Rolle, deren Bedeutung in den letzten 20 Jahren dramatisch zugenommen hat. Typische Compliance Regularien beziehen sich darauf, (1) dass Finanzdienstleister ihre Kunden genau kennen sollten, um Fehlberatungen zu vermeiden („Know your Customer Rules“– KYC-Regeln), (2) dass illegale Geldwäsche und Steuerhinterziehungen bekämpft werden sollen, (3) dass gegen Terrorismusfinanzierung vorgegangen wird und (4) dass die laufende Besteuerung von Erträgen auch grenzüberschreitend durch Automatischen Informationsaustausch und Informationsaustausch auf Anfrage sichergestellt wird.

Credit Default Swap

siehe → Kreditausfallsversicherungen.

D

DACH-Länder

Die drei Länder Deutschland (D), Österreich (A) und Schweiz (CH).

Data Mining

Auch „Data Snooping“, „Data Dredging“, „Backtesting with overfitting“ oder „p-hacking“ genannt. Das selektive, unprofessionelle oder unethische Verwenden historischer Daten mit dem Ziel, ein bestimmtes Ergebnis zu produzieren. Data Mining kann auch unabsichtlich geschehen. Data Mining ist dann besonders wahrscheinlich, wenn nicht die längsten verfügbaren Datenreihen verwendet oder keine „Out-of-Sample-Tests“ durchgeführt werden (also Auswertungen mit anderen Datenstichproben, die nicht Teil des ursprünglichen Datensatzes sind). Die bekannte Sell-in-May-Strategie könnte z. B. das Ergebnis von Data Mining sein. (Die Bezeichnung Data Mining wird allerdings auch ganz anders verwendet und interpretiert, so z. B. im deutschen Wikipedia-Eintrag „Data Mining“.)

Day Trader

Ein aktiver Investor, der Wertpapiere (z. B. Aktien) mehr oder weniger täglich tradet (handelt), einzelne Wertpapiere also nur für im Durchschnitt extrem kurze Zeitspannen hält. Aus der Sicht dieses Autors ein für Privatanleger „sinnfreier“ Investmentansatz.

Deflation

Das Gegenteil von Inflation. Deflation ist ein starkes, anhaltendes Fallen des allgemeinen Preisniveaus für Güter und Dienstleistungen. Kam in Europa zuletzt im Rahmen der Weltwirtschaftskrise 1929 bis 1937 vor.

Derivat

Derivate sind vom Wert anderer „originärer“ Wertpapiere („Underlyings“) abgeleitete Wertpapiere oder Geschäftsarten. Siehe Beispiel → Put-Option.

Discounted-Cash-Flow-Methode

Siehe → Abzinsungssatz.

Diversifikation

Aufteilung (Streuung) eines Gesamtvermögens auf verschiedene Vermögenswerte (Assets und Asset-Klassen), um das Gesamtrisiko des → Portfolios zu reduzieren. Diversifikation heißt nicht alle Eier in einen Korb legen oder nicht alles auf eine Karte setzen.

Dividendenrendite

Engl. Dividend Yield. Kennzahl, bei der die jährliche Dividende (bzw. die Summe der Dividendenzahlungen in einem Jahr) durch den jahresdurchschnittlichen Aktienkurs (vor Auszahlung der Dividende) geteilt wird. Kann sowohl für eine einzelne Aktie als auch für einen ganzen Aktienmarkt berechnet werden. Die Dividendenrendite des Weltaktienmarktes lag in den letzten Jahren bei rund 2,5% p.a. In einem gegebenen Jahr zahlen mehr als die Hälfte aller Unternehmen weltweit keine Dividende.

Domizil

Das Fondsdomizil ist das Land des rechtlichen Sitzes eines Investmentfonds. Die deutliche Mehrheit aller in Deutschland vertriebenen Investmentfonds hat ihr Domizil außerhalb von Deutschland. Bei ETFs liegt der Marktanteil der in Irland und Luxemburg domizilierten Fonds bei über 90%.

DSGVO

Datenschutzgrundverordnung.

E

Eigenkapitalrendite

Die Rendite auf das eingesetzte Eigenkapital im Unterschied zur Objektrendite (Eigenkapital = die vom Investor eingezahlten Mittel/Eigenmittel). Ein (optimistisches) Beispiel: Eine Immobilie ist im Verhältnis von 80 zu 20 mit Fremdkapital und Eigenkapital finanziert und hat 100 Euro gekostet. In einem gegebenen Jahr steigt der Immobilienwert um 5,5 Euro, die Nettomieteinnahmen betragen ebenfalls 4,5 Euro und die Zinsen 4 Euro. Damit sind die Gesamteinnahmen 10 Euro (4,5 + 5,5) und die Nettoeinnahmen 6 Euro (10 Euro minus 4 Euro). Somit ist die Objektrendite 6% (6 Euro ÷ 100 Euro). Die EKR ist jedoch 30% (6 Euro ÷ 20 Euro). Die Eigenkapitalrendite ist diejenige Rendite, die aus Sicht des Eigentümers wirklich zählt (siehe Kredithebeleffekt). Das Eigenkapital ist, vereinfacht gesagt, die ursprüngliche Anzahlung (Eigenmitteleinsatz) plus alle zwischenzeitlich geleisteten Kredittilgungen.

Eigenmietwertbesteuerung

In der Schweiz und in einigen anderen europäischen Ländern wird die bei einer selbstgenutzten Wohnimmobilie eingesparte Miete (die fiktive Miete) zum zu versteuernden Einkommen des Immobilieneigentümers hinzugerechnet und ist dadurch zu versteuern. Im Gegenzug darf der Eigentümer Instandhaltungskosten und Kreditzinsen von seinem zu versteuernden Einkommen abziehen (nicht jedoch Abschreibung für Abnutzung/Afa).

Einlagensicherung, staatliche

Bargeldanlagen (Girokonten, Sparbücher, Termingelder usw.) sind de facto ein Kredit, den der Anleger/Sparer an seine Bank vergibt. Solche „Kredite“ sind – wie bei jedem anderen Kredit – grundsätzlich mit dem Risiko verbunden, dass der Kreditnehmer (also die Bank) den Kredit (die Geldeinlage) nicht zurückzahlen kann. Die Instrumente der Einlagensicherung reduzieren dieses Risiko, aber sie eliminieren es nicht vollständig. Wichtig hierbei: Wertpapieranlagen einschließlich Investmentfonds sind nicht von diesem Risiko betroffen, denn im Konkursfall der Bank fallen diese Anlagen – im Unterschied zu den genannten Formen der Bargeldanlage – nicht in die Konkursmasse der Bank. Für Wertpapiere und Fondsanlagen ist die Bank im Normalfall lediglich eine Verwahrstelle, aber eben nicht der „Kreditnehmer“ des Anlegers im o. g. Sinne. In Deutschland ist die Einlagensicherung durch das Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetz geregelt. Geschützt sind 100% der Einlagen bis zum Maximalwert von 100.000 Euro pro Kunde und zusätzlich 90% der Verbindlichkeiten aus eigenen Wertpapieren (das heißt von der jeweiligen Bank emittierte Anleihen) bis zu einem Maximalwert von 20.000 Euro. Alle üppigeren Versprechen des freiwilligen Einlagenschutzes der Banken, unabhängig vom Typus der Bank (private Bank, Sparkasse oder genossenschaftliche Bank), sind genau das – freiwillig und privat. Auf sie besteht kein gesetzlicher Rechtsanspruch. Wer das „Kleingedruckte“ im jeweiligen Einlagensicherungsregelwerk der einzelnen Bankentypen (private Bank, Sparkasse oder genossenschaftliche Bank) genau liest, wird dort solche Bestimmungen finden. Daher sollte man Bargeldanlagen bei Banken (einschließlich Sparkassen) stets nur bis zur Maximalhöhe von 100.000 Euro pro Person und Bankinstitut tätigen. Wer mehr Bargeldanlagen bei Banken tätigen will, sollte sie auf mehrere unterschiedliche Banken verteilen. Die Filiale Augsburg und die Filiale Ulm der Bank XYZ sind allerdings keine unterschiedlichen Banken in diesem Sinne. Auch Auslandsfilialen einer deutschen Bank unterliegen nicht der deutschen staatlichen Einlagensicherung. In den meisten Mitgliedsländern der EU besteht eine ähnliche, aber nicht unbedingt identische Einlagensicherung. Lesenswert hierzu ist der Eintrag „Einlagensicherung“ bei Wikipedia.

Endfällige Tilgung

Ein bestimmter Tilgungsmodus, bei dem keine laufende Tilgung stattfindet, sondern die gesamte Tilgung auf einen Zeitpunkt festgelegt ist, an dem der vollständige Kreditsaldo in einer einzigen Tilgungszahlung zurückgeführt wird. Endfällige Kredite werden auch (etwas merkwürdig) „Festkredit“ genannt.

Entnahmerate

Der Geldbetrag (oder allgemeiner Vermögensbetrag) relativ zum Vermögenswert am Jahresanfang, den eine Person aus einem Portfolio (oder allgemeiner Vermögen) pro Jahr in Gestalt von Ausschüttungen und/oder Anteilsverkäufen netto entnimmt (etwaige Einzahlungen werden als mit den Ausschüttungen und Anteilsverkäufen saldiert betrachtet). Beispiel: Peters Gesamtvermögen betragt am 1. Januar 2,0 Millionen Euro (1,5 Millionen Euro in Aktien und 0,5 Millionen Euro als vermietete Immobilie). Er entnimmt/bezieht zu Konsumzwecken im fraglichen Jahr 37.500 Euro Aktiendividenden, verkauft Aktien im Wert von 50.000 Euro und bezieht 15.000 Euro Nettomieterträge aus der Immobilie. Somit beträgt die Entnahmerate (37,5 + 50,0 + 15,0) ÷ 2.000 = 5,13% (Steuern und Kosten wurden hier der Einfachheit halber ignoriert).

Equity Risk Premium

Die Mehrrendite, die der allgemeine Aktienmarkt gegenüber der „riskofreien Anlage“ (super-sichere kurzfristige Staatsanleihen) produziert.

Erwartete Rendite, erwartete Wertsteigerung, erwartetes Risiko

Salopp formuliert meinen Ökonomen mit der „erwarteten“ Wertsteigerung oder der erwarteten Rendite („expected return“) einer → Asset-Klasse den auf der Basis der heute bekannten, öffentlich verfügbaren Informationen in die Zukunft gerichtet wahrscheinlichen langfristigen Durchschnittswert für diese Rendite. Definitionsgemäß liegt rund die Hälfte aller konkreten (realisierten) Renditen für ein bestimmtes Zeitintervall über diesem Wert, die andere Hälfte unter diesem Wert. Oft wird die erwartete Rendite auf der Basis sehr langfristiger historischer Zahlen (30 Jahre und mehr) ermittelt, die um bestimmte Korrekturfaktoren bereinigt sind. Nach starken Kursrückgängen (Wertverlusten) steigt tendenziell die erwartete Rendite, nach starken Kursanstiegen (Wertsteigerungen) sinkt sie.

ETF

“Exchange traded fund“. Dt.: börsengehandelter Fonds. ETFs sind rechtlich gesehen normale offene Investmentfonds, die denselben Regularien unterliegen wie nicht börsengehandelte, traditionelle Investmentfonds. Insbesondere sind Investmentfonds und ETFs „Sondervermögen“, das heißt, der Konkurs der Fondsgesellschaft oder der Depotbank des Fonds bedeutet keinen Verlust für das Sondervermögen, weil dieses und das Vermögen der Fondsgesellschaft oder Depotbank des Fonds strikt voneinander getrennt sind. Einer der aus Anlegersicht wichtigen Unterschiede zwischen einem konventionellen (traditionellen) Investmentfonds und einem ETF besteht darin, dass ETFs von vornherein dafür konzipiert wurden, über eine Börse gekauft und verkauft zu werden, während konventionelle Fonds normalerweise direkt bei der Fondsgesellschaft erworben und an diese wieder zurückverkauft werden. Fast alle ETFs sind passive Investmentfonds, also Indexfonds. ETFs weisen im Vergleich zu aktiven Investmentfonds niedrigere Kaufnebenkosten und laufende Kosten auf.

Euribor

Ein allgemeiner Referenzzinssatz (Marktzinssatz) für kurzfristige Gelder in der Europäischen Währungsunion in Euro. Der Zinssatz wird von keiner einzelnen Bank bestimmt, sondern ist ein neutral und transparent ermittelter Durchschnittssatz für Ausleihungen zwischen vielen europäischen Banken. Er wird täglich und für Laufzeiten von wenigen Tagen bis zu zwölf Monaten in den Medien veröffentlicht (z. B. 6-Monats-Euribor). Immobilienkredite in Euro mit variablen Zinsen sollten sich auf diesen Zinssatz beziehen, da er nicht von einer einzelnen Bank manipuliert werden kann.

Event Risk

Dt. Ereignisrisiko. Manchmal auch Tail Risk genannt. Hiermit werden Risiken bezeichnet, die definitionsgemäß nicht kalkulierbar oder nicht sinnvoll vorhersehbar sind oder ganz weit außen im Rahmen einer Wahrscheinlichkeitsverteilung liegen. Ein Beispiel ist die Wahrscheinlichkeit, ein Haus zu kaufen, bei dem sich später herausstellt, dass es stark von Hausschwamm befallen ist. Die Daten für die Kalkulation dieses spezifischen Risikos dürften in aussagefähiger Form nicht verfügbar sein. Das ist für Event Risk typisch. Ein Hauptmerkmal von Event Risk ist, dass es vielfach übersehen und unterschätzt wird und sein Schaden schwer zu quantifizieren ist.

Eventualverbindlichkeiten

„mögliche Schulden“. Eine Bürgschaft ist eine Eventualverbindlichkeit. Der Bürge wird nicht im Normalfall zum Schuldner, sondern nur dann, wenn der eigentliche Schuldner seine Schuld nicht selbst begleichen kann und der Bürge aus der Bürgschaft in Anspruch genommen wird. Es existieren auch Eventualverbindlichkeiten, die nicht aus Bürgschaften resultieren, z. B. → latente Steuern.

EWR

Europäischer Wirtschaftsraum. Der EWR sind die 27 Mitglieder der EU plus Norwegen, Island und Liechtenstein. Der EWR ist eine Freihandelszone, in der die „vier Grundfreiheiten“ des EU-Vertrages gelten (vereinfacht gesagt, freier Verkehr von Gütern, Dienstleistungen, Arbeitnehmern und Unternehmen).

Exposure

dt. Exponiertheit, Ausgesetztsein. Beispiel: Ein 40/30/20-Portfolio aus Berliner Immobilien, global diversifizierten Aktien und → Geldmarktanlagen hat ein 40% Exposure zum Berliner Immobilienmarkt, ein 30% Exposure zum Aktienmarkt und ein 20% Exposure zum „risikofreien“ Asset, zur „risikofreien“ Anlage (Geldmarktanlagen).

F

Factor Investing

Auch Smart-Beta-Investieren genannt. Das Übergewichten bestimmter von der Wissenschaft identifizierter „Faktoren“ oder Faktorprämien in einem Wertpapierportfolio, um eine Mehrrendite oder eine attraktivere Rendite-Risikokombination zu erzielen. Factor Investing wird in Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs (2018) ausführlich erläutert.

Faktor

siehe → Factor Investing.

Faktorprämen

siehe → Factor Investing.

FATCA

Der Foreign Account Tax Compliance Act (Act = Gesetz) ist ein 2010 in Kraft getretenes US-Gesetz, das in den USA steuerpflichtige natürliche Personen und Unternehmen mit gewöhnlichem Wohnort oder Unternehmensitz außerhalb der USA zur Mitteilung bestimmter Daten an US-Steuerbehörden verpflichtet, insbesondere Daten in Bezug auf Auslandskonten. Zweck des Gesetzes ist die Bekämpfung von Steuerhinterziehung und Geldwäsche seitens US-Steuerpflichtiger in internationalen Konstellationen. Durch die rechtliche Umsetzung von FATCA außerhalb der USA beteiligen sich Drittstaaten am Vollzug US-amerikanischen Steuerrechtes. Das ist per se „ungewöhnlich“. Das US-Einkommensteuerrecht knüpft – und das ist weltweit nahezu einmalig – an die Staatsbürgerschaft und an die Ansässigkeit an. Die internationale Norm dafür ist jedoch „nur Ansässigkeit“. Damit widerspricht das US-Steuerrecht europäischen und eigentlich globalen steuerrechtlichen Grundsätzen in einem elementaren Gesichtspunkt.

FIAT Money-System

„Fiat“: Lateinisch für „es möge sein“. Ein Währungssystem, bei dem die Zentralbank (der Staat) mit unterschiedlichen Instrumenten die Geldmenge bestimmt. Die Geschäftsbanken werden dabei als „Agenten“ der Zentralbank eingesetzt. Die Geldmenge kann von der Zentralbank im Prinzip „willkürlich“ erhöht oder gesenkt werden. (Geldmengenerhöhung bedeutet aber nicht notwendigerweise Erhöhung der Konsumgüterinflation.) Praktisch alle heute existierenden Währungssysteme sind FIAT-Geldsysteme. Ihr grundsätzliches Gegenstück sind Edelmetall-gedeckte Währungssysteme (der klassische Goldstandard) oder das Vollgeldsystem (siehe Wikipedia „Vollgeld-System. Beim klassischen Goldstandard bestimmt das Volumen des der Zentralbank (oder dem Staat) gehörenden Edelmetalls den Wert einer Währungseinheit. Hier kann die Notenbank die Geldmenge somit nicht „willkürlich“ beeinflussen, sondern muss erst Gold erwerben, wenn sie die Geldmenge erhöhen möchte. Ob das Fehlen der Beeinflussung der Geldmenge durch die Zentralbank in einem Goldstandard ein Vorteil oder ein Nachteil ist, darüber streiten sich die Gelehrten.

Finanzpornographie

Aussagen zu Rendite und Risiko oder anderen wichtigen Eigenschaften von Vermögensanlagen (einschließlich Immobilieninvestments), die von den Medien, im Internet und von der Finanzbranche als „Information“ verkleidet verbreitet werden, die aber aus der Sicht der Wissenschaft nicht seriös sind. Vermutlich sind 90% der Aussagen, die in den Medien, im Internet und von der Bank und Immobilienbranche zu den in der Zukunft erzielbaren Renditen oder dem Risiko von Immobilien verbreitet werden aus der Sicht der Wissenschaft, falsch, einseitig, zu sehr vereinfacht, überzogen oder anderweitig unrealistisch.

Finanzrepression

Im weitesten Sinne Maßnahmen des Staates, sich zu Lasten seiner Bürger allmählich zu entschulden. Die am meisten verbreitete Form der Finanzrepression ist die Beeinflussung (Erhöhung) der Inflationsrate durch den Staat (die Zentralbank). Bei steigender Inflation nehmen die Steuereinnahmen des Staates zu, während der Rückzahlbetrag der Staatsschulden konstant bleibt. Auch vom Staat beeinflusste niedrige Nominalzinsen und damit u. U. negative Realzinsen können eine Form der Finanzrepression sein, weil es den Schuldendienst des Staates erleichtert.

FOMO

Englisches Akronym für Fear of Missing Out (Furcht etwas zu verpassen). FOMO steht für die unschöne menschliche Emotion, die sich situationsspezifisch aus Neid, Ungeduld, Unwissen und Gutgläubigkeit speist, „Gelegenheiten“ hinterherzurennen, über deren Nutzung die Person ein Jahr oder fünf Jahre später in der Regel selbst den Kopf schüttelt oder dieses Hinterherrennen sogar bitter bereut, wenn es wirklichen Schaden angerichtet, nicht nur einfach harmlos dumm war.

Fremdkapitalquote

Der prozentuale Anteil an einem Investment (Vermögensanlage), der nicht mit Eigenkapital finanziert wird (100% – Eigenkapital in % = Fremdkapital in %). Fremdkapital ist bei einer Immobilie oder einem kleinen Unternehmen typischerweise ein Bankkredit. Bei einem Großunternehmen oder einem Staat kann Fremdkapital auch eine Anleihe sein. Eine Immobilie, die 500.000 Euro kostet und mit einem Kredit von 400.000 Euro und 100.000 Euro Eigenmittel finanziert wurde, hat eine Fremdkapitalquote von 80%.

Front Running

Wenn Wertpapierindizes (typischerweise) alle sechs Monate angepasst werden, dann kann es bei bestimmten populären Small-Cap- oder sonstigen engen Indizes geschehen, dass Hedge-Fonds durch ihr gezielte Trading-Aktivität die Preise für die betreffenden Wertpapiere zu Lasten der Indexfondsanleger beeinflussen und deren Rendite mindern.

Funktionale Währung

Die FW eines Haushaltes (oder Unternehmens) ist seine „Heimatwährung“. Ökonomisch präziser formuliert, ist es die Währung, in der der Haushalt in der Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit den größten Teil seiner Ausgaben tätigt. Für in Deutschland lebende Haushalte, die keine feste Absicht haben, in ein Land außerhalb der Eurozone umzuziehen, ist die funktionale Währung der Euro.

G

Gegenparteirisiko

Engl. Counterparty Risk. Das Risiko, dass eine Gegenpartei, an die man aktuell oder in der Zukunft einen Zahlungsanspruch hat oder haben könnte, diesen Zahlungsanspruch nicht erfüllen wird/kann. Gegenparteirisiko ist eng mit → Ausfallsrisiko oder Bonitätsrisiko (engl. Credit Risk) verwandt.

Gegenwartswert

siehe → Barwert.

Geld-Brief-Spanne

Engl. Bid-Ask Spread oder Bid-Offer Spread. Die Spanne zwischen Ankaufskurs und Verkaufskurs eines Wertpapiers, einer Währung oder eines sonstigen Wertpapiers aus der Sicht eines Investors. Etwa in der Mitte zwischen diesen beiden Kursen liegt der „Marktkurs“ (Mittelkurs). Letztlich repräsentiert die GBS die Händlermarge. Je liquider ein Wertpapier (je höher sein durchschnittliches Handelsvolumen pro Zeiteinheit), desto tendenziell enger, also „günstiger“ ist die GBS. Die GBS ändert sich im Zeitablauf und oft sogar innerhalb eines Tages. In einer Marktkrise werden GBS weiter und damit teurer. An unterschiedlichen Börsen kann die GBS zu einem gegebenen Zeitpunkt ebenfalls abweichen.

Geldmarkt, Geldmarktanlagen, Geldmarktfonds

Geldmarktanlagen sind, aus Sicht eines heimischen Anlegers, kurzfristige, liquide, „risikofreie“ Geldanlagen (nicht in Fremdwährung), wie etwa Termin- oder Festgelder, Sparguthaben, Konten mit Guthabenverzinsung, Geldmarktfondsanlagen oder Anlagen in Anleihen, sofern die Restlaufzeit unter 18 Monaten beträgt. In der Regel wird angenommen, dass Geldmarktanlagen risikoarme Anlagen sind und nur ein geringes oder allenfalls mittleres Bonitätsrisiko besitzen. Längerfristige Zinspapiere werden dem Anleihemarkt (Rentenmarkt) zugeordnet.

Geldmarktanlage

Geldmarktanlagen sind, aus der Sicht eines Anlegers, kurzfristige, liquide, „risikofreie“ Geldanlagen in seiner → funktionalen Währung, wie etwa Termin- oder Festgelder, Sparguthaben, Konten mit Guthabenverzinsung, Geldmarktfondsanteile oder Anlagen in Anleihen, sofern die Restlaufzeit unter 12 Monaten beträgt. In der Regel wird vorausgesetzt, dass Geldmarktanlagen risikoarme Anlagen sind und nur ein geringes Bonitätsrisiko besitzen. Längerfristige Zinspapiere werden dem Anleihenmarkt (Rentenmarkt) zugeordnet.

Geldmarktfonds

siehe → Geldmarktanlage.

Geldmarktzinsen

Die Verzinsung oder Rendite von → Geldmarktanlagen.

Geometrische Durchschnittsrendite

Eine bestimmte Art, die Rendite eines Investments zu berechnen. Die geometrische Durchschnittsrendite ist abzugrenzen von der (im Allgemeinen weniger aussagekräftigen) arithmetischen Durchschnittsrendite, vom → Internen Zinsfuß und von der kumulativen Rendite. In seinem Buch „Souverän Investieren mit Indexfonds und ETFs“ geht Kommer ausführlich auf diese unterschiedlichen Renditeberechnungstypen ein.

Geschlossene Fonds

„Typisch deutsche“ Fondskonstruktion, bei der ein Privatanleger sich an einem Investmentprojekt (Immobilien, Flugzeuge, Schiffe, Container, Windparks, Solarparks etc.) beteiligt. Der Privatanleger ist regelmäßig Kommanditist in einer GmbH & Co KG (dem Fonds). Geschlossene Fonds sind eine extrem risikoreiche und waren in den vergangenen 50 Jahren eine spektakulär erfolglose Anlageform für Privatanleger.

Geschlossener Immobilienfonds

Siehe offene oder geschlossene Immobilienfonds.

GmbH & Co. KG

eine → Kommanditgesellschaft, bei der eine (haftungsbeschränkte GmbH) als Komplementär (Vollhafterin) fungiert. Als haftungsbeschränkte Kommanditisten fungieren in dem hier vorgeschlagenen Konzept eine Stiftung und gegebenenfalls Familienmitglieder als geschäftsführende Kommanditisten.

Grenzsteuersatz

Die Einkommensteuer in Deutschland, wie auch in den meisten Ländern, ist „progressiv“ gestaltet. Das heißt, der Steuersatz beginnt bei geringem Einkommen auf einem niedrigen Level und steigt dann allmählich mit zunehmendem Einkommensniveau. Der Eingangssteuersatz lag 2021 bei 14% (für Einkommen, das den einkommensteuerlichen Freibetrag von 9.744 Euro pro Jahr überstieg). Der Spitzensteuersatz lag 2021 bei 47,5% für Einkommen ab 274.613 Euro (mit Solidaritätszuschlag, ohne Kirchensteuer). Da in einem progressiven Steuertarifsystem der Steuersatz jeweils nur auf jenen Einkommensteil Anwendung findet, der einen bestimmten Schwellenwert übersteigt, ergibt sich für das Gesamteinkommen ein Durchschnittssteuersatz. Dieser unterscheidet sich grundsätzlich vom Grenzsteuersatz auf den gewissermaßen „letzten“ Euro. Der Grenzsteuersatz ist die höchste in einem konkreten Fall zur Anwendung kommende Steuertarifstufe. Bei niedrigen Einkommen liegt der Durchschnittssteuersatz deutlich unter dem Grenzsteuersatz, bei hohen Einkommen nähern sich die beiden allmählich an, wenngleich der Durchschnittssteuersatz den Grenzsteuersatz aus arithmetischen Gründen nie ganz erreicht. Für die meisten steuerlichen Berechnungen muss man aus methodischen Gründen den höheren Grenzsteuersatz verwenden, nicht den Durchschnittssteuersatz. Beispiel (Einkommensteuer-Grundtabelle 2021): Bei einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 25.000 Euro beträgt der Durchschnittssteuersatz 14,5% und der Grenzsteuersatz 28,3% (einschließlich Solidaritätszuschlag, ohne Kirchensteuer); bei einem zu versteuernden Jahreseinkommen von 50.000 Euro beträgt der Durchschnittssteuersatz 24% und der Grenzsteuersatz 38,7% (einschließlich Soli, ohne KiSt).

H

Hausgeld

Die regelmäßigen Pflichtzahlungen des Eigentümers einer Wohnung an die Hauseigentümergemeinschaft, um die künftige (oder bereits erfolgte) Instandhaltung am Gemeinschaftseigentum zu finanzieren.

Hebeleffekt

siehe → Kredithebeleffekt (Leverage Effect).

Hedge-Fonds

Ein Fonds, der versucht so genannte „marktunabhängige“ Renditen zu erzeugen, deshalb gelegentlich auch „Absolute-Return-Fonds“ genannt. Es existieren über 10.000 Hedge-Fonds weltweit und über hundert unterschiedliche Hedge-Fonds-Typen. Hedge-Fonds sind in den meisten Ländern (wie auch in Deutschland), da weniger stark reguliert als normale Investmentfonds (UCITS-Fonds), nicht zum allgemeinen Vertrieb an Privatanleger zugelassen. Die Rendite des Hedge-Fonds-Sektors war in den vergangenen 15 Jahren enttäuschend.

Hedging

Dt. Absicherung, Kurssicherung. Die Absicherung eines bestimmten Preis-, Zins- oder Kursniveaus durch Nutzung bestimmter Finanzprodukte oder, im übertragenen Sinne, auch durch Beimischung von Asset-Klassen mit besonders niedrigem Risiko.

Heimatwährung

siehe → funktionale Währung.

Hinzurechnungsbesteuerung

Aus der Perspektive des Fiskus im Land A umfasst die Hinzurechnungsbesteuerung die Besteuerung von „passiven“ Einkünften einer ausländischen Tochtergesellschaft im Land B beim inländischen Gesellschafter in Land A (der inländische Gesellschafter ist annahmegemäß im Land A unbeschränkt steuerpflichtig). Die Hinzurechnungsbesteuerung soll verhindern, dass unbeschränkt Steuerpflichtige im Inland (Land A) bestimmte Vermögenswerte (z. B. Anleihen und Aktien) vom Inland aus auf eine von ihnen kontrollierte Gesellschaft mit Sitz in einem Niedrigsteuerland (Land B) übertragen und mit diesen Einkünften dann im Inland nicht mehr steuerpflichtig sind. „Passive Einkünfte“ sind zum Beispiel Dividenden und Zinsen. Durch die „Hinzurechnung“ wird die sonst übliche Abschirmwirkung der ausländischen Gesellschaft in B von der Besteuerung in A durchbrochen, da die ausländischen Einkünfte (die im Ausland verbleiben) zusätzlich der inländischen Besteuerung unterworfen werden (damit sind somit nicht Ausschüttungen von B nach A gemeint – diese wären grundsätzlich immer in A zu versteuern).

Home Bias

Die überwiegend irrationale Neigung von Privatanlegern, Investments (z. B. Aktien) aus ihrer eigenen Region oder ihrem eigenen Land gegenüber vergleichbaren Investments aus einer ferneren Region oder einem anderen Land zu bevorzugen (überzugewichten). Es ist vielfach gezeigt worden, dass der Home Bias die erzielbare Rendite-Risiko-Kombination auf lange Sicht verschlechtert.

Humankapital

Der Barwert (Gegenwartswert) aller Einkommenszahlungen (Gehälter), die eine Einzelperson oder ein Haushalt in der Zukunft erwartungsgemäß beziehen wird. Für berufstätige Personen, die den Normalfall repräsentieren, ist das Humankapital im Normalfall bis zu einem Lebensalter von ca. 55 Jahren der größte einzelne Vermögenswert (Asset), wenn man keine Erbschaften oder Lotteriegewinne unterstellt. Wenn man seine Berufstätigkeit endgültig beendet hat, beträgt das Humankapital definitionsgemäß null. Journalisten benutzen die Bezeichnung Humankapital oft andersartig für das kollektive Bildungsniveau oder Wissen einer nationalen Bevölkerung. Gewerkschaften benutzen die Bezeichnung oft abwertend und unwissenschaftlich. Beide Vorstellungen von Humankapital weichen von der hier vertretenen akademisch-ökonomischen Vorstellung ab.

I

Indexfonds

Offene „passive“ Investmentfonds oder ETFs, die der Anlagestrategie des Index-Investings folgen, das heißt, in ihrer Zusammenstellung einen bestimmten Wertpapierindex (zum Beispiel den DAX, S&P 500 oder MSCI World) möglichst exakt nachbilden. Eine aktive Anlagestrategie mit dem Ziel, die Marktrendite zu übertreffen, wird nicht verfolgt. Der Fonds investiert die Fondsgelder in die dem Index zugrundeliegenden Wertpapiere im gleichen Verhältnis wie der Index. Die Kaufnebenkosten und die laufenden Kosten von Indexfonds sind weit niedriger als die von aktiv gemanagten Fonds.

Inflationsillusion

Auch „Geldillusion“ genannt. Eine bessere Bezeichnung wäre „Realwertillusion“. Die Unfähigkeit eines normalen Menschen, nur scheinbaren Vermögens- oder Kaufkraftzuwachs, der lediglich durch Inflation zustande kam, von echtem („realem“, inflationsbereinigtem) Zuwachs zu unterscheiden. Beispiel: Ist mein Vermögen im Jahr T1 „nominal“ (das heißt inklusive Inflation) um 3% angewachsen, während die Inflationsrate (der Anstieg der Konsumgüterpreise) 4% betrug, dann ist mein reales (inflationsbereinigtes) Vermögen (seine Kaufkraft) um 1% geschrumpft.

Inflationsindexierte Staatsanleihe

Staatsanleihen, die keine festgelegte „nominale“ Verzinsung (Zinscoupon) wie eine normale „nominale“ Anleihe haben, sondern eine Verzinsung, die als (niedriger) Realzinssatz festgelegt ist, zu dem noch eine Inflationsausgleichskomponente X hinzukommt. X wird im Nachhinein aus der Inflation der vorhergehenden sechs oder 12 Monate abgelesen. Bei inflationsindexierten Anliehen trägt der Emittent das Risiko des Anstiegs der Inflation, bei der normalen Anleihe trägt der Investor (Anleihebesitzer) das Risiko des Inflationsanstiegs

Informationseffizienz, Informationseffizienter Markt

Etwas verkürzt definiert ist ein informationseffizienter Markt (oft ungenau nur als „effizienter“ Markt bezeichnet) ein Markt, in dem es unter Berücksichtigung von Kosten und Risiko nicht möglich ist, „systematisch“ (dauerhaft und wiederholt) eine „Überrendite“ gegenüber der entsprechenden durchschnittlichen Marktrendite zu erzielen, ausgenommen durch Zufall. Das heißt, im aktuellen Marktpreis des entsprechenden Wertpapiers oder der Immobilie sind alle öffentlich verfügbaren Informationen mit großer Wahrscheinlichkeit bereits enthalten. Auf der Basis solcher Informationen (einschließlich Gerüchten oder Vermutungen) sind dann keine systematischen Überrenditen gegenüber der Marktrendite möglich.

Interner Zinsfuß

Mathematische Bezeichnung des Effektivzinssatzes. Der interne Zinsfuß ist diejenige Abzinsungsrate, mit der die Summe der abdiskontierten positiven Cashflows (Einnahmen) und negativen Cashflows (Ausgaben), die über einen gegebenen Zeitraum hinweg erfolgen, gleich null ist. Anders formuliert: der Barwert des gesamten Zahlungsstroms ist bei dieser Abzinsungsrate genau null. Der interne Zinsfuß ist typischerweise die zuverlässigste Berechnungsmethode für Anlegerrenditen. Er lässt sich normalerweise nur mithilfe eines Tabellenkalkulationsprogramms wie Microsoft Excel berechnen.

Investmentfonds

Bei einem so genannten offenen Investmentfonds (und nur um diese geht es hier) bündelt die Anlagegesellschaft die Gelder vieler Anleger, um sie gemäß dem Prinzip der Risikostreuung und nach definierten Anlagegrundsätzen in börsengängigen Vermögenswerten anzulegen, zum Beispiel in Aktien oder → Anleihen. Für diese Dienstleistung zahlt der Fondsanleger eine laufende Verwaltungsgebühr, die dem Fondsvermögen entnommen wird und die Rendite mindert. Privatanleger sollten lediglich in „passive“ Indexfonds investieren, denn diese weisen sehr langfristig gesehen höhere Renditen auf als der durchschnittliche „aktiv“ gemanagte Investmentfonds (siehe auch → ETF, → Aktienfonds, → Rentenfonds, → Indexfonds). Die vergleichsweise wenigen in der Zukunft „guten“ Investmentfonds zuverlässig im Voraus zu erkennen, ist unmöglich, obwohl die Finanzbranche stets das Gegenteil behauptet.

Investment Grade Rating

Die ersten zehn Noten der Rating-Skala der bekannten Rating-Agenturen für Anleihen bilden den Investment Grade Bereich bis „BBB–“. Die restlichen (schlechteren) ca. 15 Noten bilden den sehr deutlich risikoreicheren Sub-Investment-Grade-Bereich („Junk Bonds“).

J

K

Kapitalallokationsfunktion, volkswirtschaftliche

In einer Marktwirtschaft, in der sich Preise im Wesentlichen frei bilden und Marktakteure einigermaßen frei agieren können, lenken („allokieren“) die Marktteilnehmer durch ihre Kauf- und Verkaufsentscheidungen die Ressourcen der Volkswirtschaft in ihre wirtschaftlich sinnvollste Verwendung. Diese Lenkungsfunktion der Märkte bezieht sich auf Konsum- und Investitionsgüter.

Kapitaldienst

Summe aus Zins und Tilgung, die der Schuldner bei einem Kredit oder bei einer Anleihe pro Periode zu leisten ist (zum Beispiel pro Monat oder pro Jahr). Auch „Schuldendienst“ genannt. Siehe auch → Annuität.

Kapitalgesellschaft

Eine Kapitalgesellschaft, z.B. eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) oder eine Aktiengesellschaft (AG), wird durch Einlage eines bestimmten Kapitals und einen formalen Gründungsakt (z.B. vor einem Notar) durch einen oder mehrere Gesellschafter errichtet; die Gesellschafter erhalten im Gegenzug für ihre Einlage Geschäftsanteile an der Kapitalgesellschaft und bleiben somit Eigentümer der Kapitalgesellschaft; eine Kapitalgesellschaft hat – anders als eine Personengesellschaft – eine eigene Rechtspersönlichkeit.

Kapitalisierung der Zinsen

Findet dann bei einem Kredit statt, wenn die Zinsen durch den Schuldner nicht laufend beglichen, sondern stattdessen dem Kreditbetrag zugeschlagen werden, ihn also erhöhen.

Kapitalmarkt

Mit Kapitalmarktanlagen sind börsennotierte Investments sowie Bankguthaben gemeint. Man könnte auch „liquide Anlagen“ sagen. Hierzu gehören die → Asset-Klassen Aktien, Anleihen (zinstragende Anlagen), Gold und Rohstoffe, ferner alle davon abgeleiteten „verpackten“ Finanzprodukte – wie kapitalbildende Lebensversicherungen, private Rentenversicherungen, Investmentfonds, → Zertifikate, → Derivate usw.

Katastrophenanleihen

Unternehmensanleihen, die typischerweise von großen Versicherungsunternehmen emittiert werden. Das Zahlungsprofil (Renditeprofil) von „Cat Bonds“ (Catastrophy Bonds) orientiert sich primär daran, wie häufig und intensiv definierte Naturkatastrophen (z. B. tropische Wirbelstürme) in einem bestimmten Gebiet und einer bestimmten Zeitspanne relativ zu einem langfristigen Mittelwert auftreten. Ein attraktives Merkmal von Cat Bonds ist, dass ihr Zahlungsprofil eine → Korrelation von nahe Null mit derjenigen des allgemeinen Zinsmarktes und des Aktienmarktes aufweist.

Kommanditgesellschaft (KG)

Eine typischerweise für kaufmännische Zwecke gebildete Personengesellschaft, die zwei Arten von Gesellschaftern haben muß: (1) der Komplementär ist eine natürliche oder juristische Person (z.B. eine GmbH), der mit seinem gesamten Privatvermögen für die Geschäfte der Kommanditgesellschaft haften muss und (2) der Kommanditist ist ein eine Person, die lediglich mit einer bestimmten Geldeinlage haftet. Bei einer →  GmbH & Co. KG ist eine GmbH die Komplementärin, die mit ihrem gesamten Vermögen (das aber häufig nur aus 25.000 Euro Mindesteinlage besteht) haftet.

Korrelation

Eine Kennzahl aus der Statistik, die den Grad der Parallelität in der Entwicklung zweier Zufallsvariablen (Zahlenreihen) misst, zum Beispiel der Kursveränderungen zweier Wertpapiere oder → Asset-Klassen im Zeitablauf. Die Korrelation wird gemessen in Form des Korrelationskoeffizienten, der zwischen +1,0 und –1,0 liegt, wobei +1 für vollständige Korrelation (exakte Parallelentwicklung), 0 für vollständig unabhängige (oder zufällige) Entwicklung und –1 für exakt gegenläufige Entwicklung steht. Je niedriger die Korrelation zwischen zwei Finanz-Assets, desto besser eignen sie sich zur Diversifikation in einem Portfolio. Genauso wie Renditen schwanken auch Korrelationen im Zeitablauf, allerdings weniger heftig.

Kreditausfallsversicherungen

Engl. Credit Default Swaps (CDS). Ein Investor, der eine Anleihe kauft, kann sich in Form eines CDS zusätzlich eine Absicherung für eine bestimmte Laufzeit erwerben. Diese zahlt dann, wenn der Anleiheemittent seinen Kapitaldienst (Zins, Tilgung) nicht vertragsgerecht leistet. Die Kosten dieser Versicherung spiegeln die Marktschätzung für das Ausfallsrisiko (Bonitätsrisiko) des Anleiheemittenten wider.

Kredithebeleffekt (Leverage-Effekt)

Sinngemäß für Fremdfinanzierungseffekt oder auch kurz Hebeleffekt: Eine Immobilie kann teilweise oder vollständig über einen Kredit (statt nur aus Eigenmitteln) finanziert werden, und das ist bei Neuerwerb ja auch der Regelfall. Durch den Einsatz von Fremdkapital erhöht sich die Rendite des Eigenkapitals (die Eigenkapitalrendite im Unterschied zur Objektrendite), vorausgesetzt, die Rendite der so finanzierten Kapitalanlage übersteigt die Kreditzinsen und nur dann. Durch „Leveraging“ wird der Risikograd eines Investments jedoch ebenfalls erhöht. Jede Immobilienfinanzierung über Kredit ist eine Finanzierung mit Leverage (mit Kredithebel). Beispiel: Wer seine Immobilie mit 30% Eigenkapital finanziert hat (eigene Mittel, die anfänglich oder später gezahlt wurden) und dessen Immobilie 20% an Wert verliert, hat einen Verlust auf sein Eigenkapital von 67% erlitten (20% ÷ 30%) (ohne Berücksichtigung etwaiger Nettomieteinnahmen). Die finanziellen Risiken des Kredithebeleffekts bei Immobilienfinanzierungen werden von der Immobilienbranche und eingefleischten „Immobilienfans“ traditionell kleingeredet, während die Chancen des Effekts (die „Upside“) übertrieben werden. Generell kann man sagen: Bei z. B. 20% Eigenkapitalanteil (also 80% Kreditanteil) ist das Risiko (der Verlusteffekt) für das Eigenkapital aus Wertverlusten der Immobilie fünfmal so hoch wie für die Immobilie selbst. Bei einem Eigenkapital von 25% viermal so hoch und bei einem Eigenkapitalanteil von 50% immer noch doppelt so hoch.

Kurs-Buchwert-Verhältnis

Abgekürzt KBV. Das Verhaltnis des Aktienkurses zum Bucheigenkapital (bilanziellen Eigenkapital) je Aktie oder das Verhältnis der → Marktkapitalisierung eines Unternehmens zu seinem Bucheigenkapital.

Kurs-Gewinn-Verhältnis

Abgekürzt KGV. Eine finanzwirtschaftliche Kennzahl. Das Verhältnis zwischen aktuellem Aktienkurs und dem aktuellsten verfügbaren Buchgewinn des Unternehmens pro Aktie (engl. Price Earnings Ratio). Mit dem KGV wird das Bewertungsniveau einer Aktie oder eines ganzen Aktienmarktes gemessen.

KGV

siehe → Kurs-Gewinn-Verhältnis.

KVG

Kapitalverwaltungsgesellschaft, ein Unternehmen, das Investmentfonds auflegt und managt (salopp: Fondsgesellschaft). Ein früher gängiger Ausdruck für KVG war Kapitalanlagegesellschaft (KAG).

L

Langlebigkeitsrisiko

Bezeichnet aus der Sicht eines Privathaushaltes das Risiko, länger zu leben als das eigene Vermögen reicht oder das Risiko, den eigenen Lebensstandard zu tief anzusetzen, aus Angst, vor dem Tod vermögenslos zu werden. Aus der Sicht einer Lebensversicherungsgesellschaft das Risiko, dass fest zugesagte Leibrentenzahlungen im Einzelfall länger bezahlt werden müssen, als die versicherungsmathematisch zu ermittelnde Restlebenserwartung dies erwarten ließ.

Latente Steuern

Siehe auch → Eventualverbindlichkeiten.

Leerverkauf

Engl. Short Selling. Partei A verkauft ein Wertpapier X, das sie vorher (zeitlich befristet) von Partei B geliehen hat, an Partei C. Am Ende der Leihfrist (oft nur ein Tag oder wenige Tage) muss Partei A das Wertpapier X im Markt kaufen, um es an B zurückzugeben. A hofft, dass zu diesem Zeitpunkt das Wertpapier gegenüber dem ursprünglichen Verkaufszeitpunkt im Wert gesunken ist (A spekuliert also auf sinkende Kurse). Ist das der Fall, ergibt sich für A ein Gewinn, da der Verkaufspreis höher ist als der Einkaufspreis (unter Berücksichtigung der Leihkosten). Falls die Kurse steigen, wird A Geld verlieren.

Leibrente

Eine Rente, die bis zum Tod des Rentenempfängers gezahlt wird. Eine Leibrente ist also prinzipiell nicht bis zu einem in der Gegenwart kalendarisch bestimmbaren Zeitpunkt begrenzt. Die gesetzliche Rente ist typischerweise eine Leibrente. Bei einer Leibrente trägt der Rentenzahler aus seiner Sicht das Langlebigkeitsrisiko des Rentenempfängers.

Leverage

Siehe → Kredithebeleffekt. Leverage ist im Finanzjargon ein Synonym für Schulden oder Verschuldung.

Loan to Value

Zu Deutsch „Kredit zu Wert“. Verhältnis zwischen ausstehender Kreditsumme (Kreditsaldo) und Kaufpreis oder Marktwert einer Immobilie. Nicht gleichbedeutend mit dem latent missverständlichen deutschen Begriff „Beleihungsauslauf“, bei dem sich der Kreditsaldo nicht auf den Marktwert oder Kaufpreis der Immobilie bezieht, sondern auf den von einer Bank festgelegten niedrigeren Beleihungswert.

M

Makrolage

Siehe → Mikrolage.

Market Timing

Aktive Anlagestrategie, bei der versucht wird, nicht bestimmte Einzelwerte (wie beim → Stock Picking), sondern bestimmte Marktsegmente (Asset-Klassen) zu identifizieren, die im Zeitablauf besonders attraktive oder besonders unattraktive Rendite-Risiko-Kombinationen darstellen und darauf basierend durch „Rein-Raus“ im Zeitablauf eine Überrendite zu erzeugen.

Marktkapitalisierung

Andere Bezeichnungen für MK sind „Börsenwert“ oder „Börsenkapitalisierung“. Die MK eines börsennotierten Unternehmens entspricht dem Aktienkurs multipliziert mit der Anzahl der umlaufenden Aktien. Die MK repräsentiert zugleich den aktuellen Marktwert des Eigenkapitals des Unternehmens (Börsenwert der → Assets minus Börsenwert der Schulden). Die MK kann man auch kollektiv für einen nationalen oder regionalen Markt bzw. einen Index wie den DAX oder den MSCI World errechnen, also für eine Vielzahl von Aktiengesellschaften, statt nur für eine. Dann ist es die Summe der individuellen Marktkapitalisierung aller in diesem Land oder dieser Region börsennotierten Unternehmen. Das Konzept der MK kann man auch auf Anleihen anwenden. Dort ist die MK der Marktwert einer Anleihe und nicht, wie oft fälschlicherweise angenommen, der Nominalbetrag (Rückzahlungsbetrag oder Nennbetrag).

Maximale Nullrenditeperiode

Die Zahl der historischen Monate oder Jahre, die der Investor nach Beginn des Einsetzens eines Wertverlusts (negative Rendite) warten musste, bis der vormalige Werthöchststand wieder erreicht wurde. Anders formuliert: Die längste Teilperiode innerhalb einer längeren Betrachtungsperiode, für die der Wert eines Assets am Anfang und Ende identisch ist (also keine Wertsteigerung vorliegt). Diese Periode kann auf der Basis realer (inflationsbereinigter) oder nominaler Wertsteigerungsraten errechnet werden.

Maximaler kumulativer Verlust

Engl. Maximum Drawdown; der maximale angehäufte Verlust während eines bestimmten historischen Zeitraums. Eine anschauliche Risikokennzahl. Nachdem der maximale Drawdown erreicht wurde, kann es noch eine Reihe von Jahren dauern, bis der vormalige Höchstkurs oder Höchstwert des Vermögenswerts wieder erreicht wird. Der MKV ist eine besonders konservative („pessimistische“) Risikokennzahl. Beispielsweise ist sie konservativer (pessimistischer) als der häufiger in der Finanzbranche verwendete „Value at Risk“ (siehe Wikipedia, „Value at Risk“). Ein bestimmter MKV stellt insofern eine Worst-Case-Perspektive (maximal negative Perspektive) dar, dass er unterstellt, dass der Anleger während der Gesamtperiode (Betrachtungsperiode) zum ungünstigstmöglichen Zeitpunkt mit seinem ganzen Vermögen „eingestiegen“ und wieder „ausgestiegen“ ist. Das wird für die meisten Anleger aus offensichtlichen Gründen nicht zutreffen. Hinzu kommt, dass so gut wie alle von uns unserem Portfolio im Zeitablauf schrittweise Geld zuführen oder aus ihm abziehen. Beides „verwischt“ den Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkt (d. h. dehnt ihn aus) und führt damit im positiven wie auch negativen Sinne zu einer gleichmäßigeren Verteilung der „Downside“ und der „Upside“ (Risiko und Chance).

Maximum Drawdown

siehe → maximaler kumulativer Verlust.

Mikrolage

Bei einer Immobilie unterscheidet man zwischen Mikro- und Makrolage. Letztere bezieht sich auf die Region und die Stadt, die Mikrolage dagegen auf den Stadtteil, die Straße, die ganz spezifische Lage innerhalb der Straße und den Charakter der unmittelbaren Umgebung einschließlich Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, Verkehrslärmpegel, Immissionsbelastung oder Himmelsrichtung. Mikrolage und Makrolage beeinflussen beide stark den Preis der Immobilie.

Median

Kennzahl aus der Statistik. Der Median ist der mittlere Fall oder „der Fall (Datenpunkt) in der Mitte“. Der Median kann aber muss nicht identisch mit dem (arithmetischen) Durchschnitt sein. In der Zahlenreihe 2; 3; 5; 10 und 100 ist der Durchschnitt 60 und der Median 5 (siehe auch Wikipedia, „Median“).

Mischfonds

Ein aktiv gemanagter Investmentfonds, der in Aktien und Anleihen zugleich investiert. Der Fondsmanager entscheidet taktisch über das Mischungsverhältnis. Von Mischfonds ist im Allgemeinen abzuraten.

Monte-Carlo-Simulation

Eine statistische (stochastische) Prognosetechnik mit der eine Wahrscheinlichkeitsverteilung der Portfolioentwicklung über z. B. 30 oder mehr Jahre erzeugt wird. Damit kann man bspw. berechnen, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Portfolio bei einer bestimmten Entnahmerate und anderen gegebenen Annahmen mindestens 30 Jahre ausreicht.

MSCI ACWI IMI-Index

„ACWI IMI“ steht für All-Country World Index Investable Market Index (MSCI ist der Name des Index-Providers). Der ACWI IMI ist unter den bekannten Aktienindizes der breiteste Index. Er deckt rund 99% der → Marktkapitalisierung des Weltaktienmarktes (sowohl Industrieländer als auch Schwellenländer) ab. Er repräsentiert über 8.800 Aktien und ist deutlich breiter als der bekanntere „Weltaktienindex“ MSCI World Standard. In den DACH-Ländern werden auf den MSCI ACWI IMI und ähnlich breite globale Aktienindizes ETFs vertrieben.

Mulitplikator

Bei Immobilien der Kehrwert der Bruttomietrendite. Beispiel: Eine Bruttomietrendite von 4% entspricht einem Multiplikator von 25 (nämlich 1 ÷ 4%).

N

Nominal

Im Sinne von nominale Wertsteigerung oder nominale Rendite, also Wertsteigerung oder Rendite inklusive Inflation, im Gegensatz zu „inflationsbereinigt“ oder „real“ (exklusive Inflation, nach Abzug der Inflation. Beispiel: Nominale versus reale Rendite. Siehe auch → Inflationsillusion.

Null-Kupon-Anleihe

Eine Anleihe ohne laufende Zinszahlungen, also ohne „Coupon“. Bei einer NKA ist die Verzinsung stattdessen im Rückzahlungsbetrag bei Fälligkeit enthalten. NKAs haben den Vorteil, dass (a) kein Risiko besteht, laufende Zinszahlungen zu einem schlechteren Zinssatz reinvestieren zu müssen und (b) Transaktionskosten beim Re-Investment zu erleiden. Zudem können sie in manchen Steuersystemen steuerlich begünstigt sein.

Nullrenditeperiode (NRP)

Eine Risikokennzahl. Der maximale Teilzeitraum innerhalb eines Gesamtzeitraums für ein gegebenes Investment innerhalb dessen – gerechnet von Beginn des Teilzeitraums bis Ende des Teilzeitraums – die Rendite (nominal oder real, je nach Fall) genau null war. Man könnte auch sagen: die maximale „Durststrecke“.

Nullsummenspiel

Ausdruck aus der mathematischen Spieltheorie für eine Situation, in der einer nur gewinnen kann, was ein anderer verliert (siehe Wikipedia, Stichwort Spieltheorie). Der Gesamtgewinn des „Spiels“ ist begrenzt. Hinsichtlich der Verteilung der Über- und Unterrenditen unter den einzelnen Anlegern ist der Wertpapiermarkt ein Nullsummenspiel. Bei jedem Trade (Handelsgeschäft) muss notwendigerweise eine Partei relativ zum Marktdurchschnitt gewinnen, eine verlieren und die addierte Rendite der beiden Handelspartner entspricht, wenn man Kosten ignoriert, der Marktrendite.

O

Objektrendite

Die Rendite einer Immobilie ohne Berücksichtigung ihrer Finanzierung, das heißt ohne Berücksichtigung etwaiger Fremdkapitalkosten (Kreditkosten). Die Objektrendite unterstellt gewissermaßen eine 100-prozentige Eigenkapitalfinanzierung. Da die Finanzierungskosten von Immobilien von Fall zu Fall unterschiedlich sind, erlaubt die Objektrendite einen einfacheren, objektiveren Renditevergleich zwischen unterschiedlichen Objekten. Außerhalb der Immobilienfinanzierung werden die Bezeichnungen Assetrendite oder Gesamtkapitalrendite für den Sachverhalt verwendet, der in der Immobilienwirtschaft „Objektrendite“ heißt. Siehe auch Eigenkapitalrendite.

OECD

Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, englisch Organisation for Economic Co-operation and Development. Internationale Organisation mit 37 Mitgliedstaaten und Sitz in Paris, die sich der Demokratie und Marktwirtschaft verpflichtet fühlen. Die meisten Mitglieder gehören zu den Ländern mit hohem Pro-Kopf-Einkommen und gelten als entwickelte Länder. Die OECD ist der global treibende Motor in Sachen internationale steuerliche Zusammenarbeit.

Offene oder geschlossene Immobilienfonds

Ein offener Immobilienfonds ist ein normaler Investmentfonds, der jedoch ausschließlich in Immobilien investiert. Der Anleger in einem offenen Immobilienfonds kann – im Prinzip – seine Anteile an dem Fonds jederzeit zu dem in der Zeitung stehenden offiziellen Kurs eines Anteils kaufen und wiederverkaufen. Dass das in den letzten Jahren krisenbedingt und unplanmäßig bei vielen offenen Immobilienfonds in Deutschland und anderen Ländern nicht so war, ignorieren wir hier der Einfachheit halber. Seit 2013 bestehen Mindesthalte- und Kündigungsfristen für Anlagebeträge, die 30.000 Euro überschreiten. Bei geschlossenen Immobilienfonds gibt es hingegen eine anfänglich und endgültig bestimmte Gruppe von Anlegern, die zum „Mitunternehmer“ am Fondsvermögen werden. Mit diesem Mitunternehmerstatus gehen komplex vertragliche und gesetzliche Verpflichtungen einher, die Privatanleger in der Regel nicht korrekt überschauen. Eine laufende Kauf- und Verkaufsmöglichkeit für die Fondsanteile besteht nicht. Von geschlossenen Immobilienfonds ist aus Risikogründen dringend abzuraten.

Opportunitätskosten

Hier die gelungene Definition aus Wikipedia: „Opportunitätskosten (selten auch als Alternativkosten, Verzichtskosten oder Schattenpreis bezeichnet) sind entgangene Erlöse (allgemeiner: entgangener Nutzen), die dadurch entstehen, dass vorhandene Möglichkeiten (Opportunitäten) zur Nutzung von Ressourcen nicht wahrgenommen werden. Umgangssprachlich kann man auch von ‚Kosten der Reue‘ oder ‚Kosten entgangener Gewinne‘ sprechen. Opportunitätskosten sind somit keine Kosten im Sinne der betriebswirtschaftlichen Kosten- und Leistungsrechnung, sondern ein ökonomisches Konzept zur Quantifizierung entgangener Alternativen.“

Outperformance

Gleichbedeutend mit → „Alpha“.

Overconfidence Bias

Dt. Selbstüberschätzung. Die Wissenschaft hat bei den meisten Privatanlegern und Immobilieninvestoren ein erstaunliches Maß an Selbstüberschätzung (Overconfidence) bezüglich ihres Wissens über die Immobilien- und Kapitalmärkte und insbesondere über ihre Fähigkeit in der Zukunft überdurchschnittliche Renditen zu erzielen oder besondere Risiken zu vermeiden festgestellt. Ihre historischen Renditeerfolge überschätzen sie in der Regel auch (wirklich objektive Daten hierzu ermitteln sie zumeist nicht, geben das aber nicht bereitwillig zu). Bei Männern ist der Overconfidence Bias statistisch stärker ausgeprägt als bei Frauen.

P

Per annum (p. a.)

Lateinisch für „pro Jahr“, „jährlich“.

Performance Chasing

Performance Chasing (zu deutsch „Rückspiegelinvestieren“) ist ein aus der Wissenschaft abgeleitetes „Phasenmodell“, das das Verhalten des typischen Privatanlegers im Zeitablauf beschreibt. Salopp und leicht sarkastisch kann man es so beschreiben: Erste Phase: Der Performance Chaser steigt relativ nahe am Wertsteigerungsgipfel eines Wertpapiers, Fonds oder einer ganzen Asset-Klasse (z. B. Technologieaktien oder Münchner Immobilien) ein, weil und nachdem ein paar sehr gute Jahre stattgefunden haben – mit anderen Worten: er steigt spät ein und nimmt einen großen Teil des Aufschwungs nicht mehr mit. Phase 2: Einige Zeit später kippt das teure → Asset, weil hoch bewertet („what goes up, must come down“). Nach 20% bis 50% Verlusten steigt der Performance Chaser frustriert und entnervt aus – mit verlustbedingt reduziertem Vermögen. Phase 3: An der Seitenlinie ausharren, „denn es könnte ja noch schlimmer kommen“. Lange Zeit, vielleicht Jahre, warten und Wunden lecken bis wieder einige gute Jahre abgelaufen sind. Phase 4: Nun wieder neu auf den schon schnell fahrenden Zug aufspringen, ohne die alten Verluste wieder aufgeholt zu haben. Das Spiel beginnt von neuem: „Repeat until broke“ (wiederholen bis zur Pleite).

Persönliche Liquiditätsreserve

Jeder Privathaushalt sollte eine gewisse Barreserve vorhalten (typischerweise in Form eines Bankguthabens innerhalb der staatlichen Einlagensicherungsgrenze), um damit ungeplante unvermeidbare Ausgaben oder Notfälle finanzieren zu können und den eigenen Seelenfrieden zu erhöhen. Eine Größenordnung für die PL ist viermal bis zwölfmal die durchschnittlichen monatlichen Lebenshaltungskosten.

P2P (Peer to Peer)-Kredite

Kleinkredite, die in rechtlicher Hinsicht von einer Privatpersion an eine andere Privatperson oder an ein Kleinunternehmen gewährt werden. P2P-Kredite werden über eine spezielle P2P-Firma (Plattform) arrangiert und vertrieben (typischerweise über das Internet). Für diese Vermittlerrolle nimmt die P2P-Plattform eine laufende Gebühr. P2P ist alter Wein in neuen Schläuchen und genau das, was Banken seit Hunderten von Jahren tun, nur neu „verpackt“.

Portfolio

Im engeren Sinne die Summe aller Vermögenswerte (→ Assets) eines Anlegers oder Haushalts, unabhängig davon, auf wie viel Immobilienobjekte, Wertpapierdepots (eventuell bei unterschiedlichen Banken) und Kapitallebensversicherungen diese Assets verteilt sind. Im weiteren Sinne schließt ein Anlegerportfolio auch dessen Humankapital (noch nicht bezogene Gehälter bis zum Eintritt in den Ruhestand) und seine Ansprüche an die gesetzliche Rentenversicherung mit ein. Bei → Investmentfonds versteht man unter Portfolio die Summe der Wertpapiere, die der Fonds zu einem gegebenen Zeitpunkt hält. Manchmal wird auch – etwas ungenau – ein einzelnes Wertpapierdepot als Portfolio bezeichnet.

Private-Equity-Fonds

Ein Fonds, der sich an nicht börsennotierten Unternehmen beteiligt – daher „Private“ Equity, also nicht börsennotiertes Eigenkapital. Private-Equity-Fonds sind in den meisten Ländern (wie auch in Deutschland) nicht zum allgemeinen Vertrieb an Privatanleger zugelassen – und das ist auch gut so.

Preis-Buchwert-Verhältnis

siehe → Kurs-Buchwert-Verhältnis.

Put-Option

Eine Put-Option gibt ihrem Besitzer („Long-Position“) das Recht, aber nicht die Pflicht, ein bestimmtes Wertpapier während eines bestimmten Zeitraums („amerikanische Put-Option“) oder an einem bestimmten Zeitpunkt („europäische Put-Option“) zu einem festgesetzten Preis an den Verkäufer („Short-Position“) der Put-Option zu verkaufen. In der Regel wechseln bei Optionen nicht Wertpapiere ihren Besitzer, sondern es kommt zu einer Ausgleichszahlung in der Höhe der Wertdifferenz des betreffenden Wertpapiers zum Ausführungszeitpunkt.

Q

R

Ratierliche Tilgung

Ein bestimmter Tilgungsmodus bei Krediten („Ratenkredit“). Bei der ratierlichen oder linearen Tilgung wird ein gleichbleibender Geldbetrag pro Periode (z. B. pro Monat oder pro Halbjahr) getilgt. Bei der ratierlichen Tilgung ist die Summe aus Tilgung und Zinszahlung am Anfang hoch und sinkt dann im Zeitablauf. Grund: Die Zinszahlung sinkt parallel mit dem sinkenden Restkreditbetrag im Zeitablauf, während die periodische Tilgungszahlung stets gleich bleibt. Die ratierliche Tilgung unterscheidet sich von der annuitätischen Tilgung oder der endfälligen Tilgung (Tilgung in einer einzelnen Summe am Ende der Kreditlaufzeit). Gelegentlich wird ein Ratenkredit auch latent missverständlich „Tilgungskredit“ genannt.

Rating

Dt. Note, Benotung. Rating-Agenturen vergeben Ratings für die Kreditwürdigkeit von Unternehmen oder Staaten bzw. ihrer Anleihen. Das Rating drückt also die Kreditwürdigkeit (→ Bonität) des Unternehmens oder Staates (bzw. seiner Anleihen) und damit das geschätzte Risiko eines Investments in diese Anleihen aus. Siehe auch Stichwort „Rating“ auf der deutschen Wikipedia.

Rebalancing

Im Rahmen ein „passiven“ prognosefreien Buy-and-Hold-Anlagestrategie mit „statischer Asset-Allokation“ wie wir das empfehlen, ist regelbasiertes Rebalancing notwendig. Rebalancing ist das periodische „Wiederzurückbringen“ der Aufteilung eines Portfolios in seine ursprünglich bewusst gewählte Struktur. Für das praktische Umsetzen von Rebalancing existieren eine Reihe unterschiedlicher Methoden.

Recency Bias

Der von der Forschung gut belegte, stark verbreitete und gefährliche Denkfehler, Daten aus der unmittelbaren Vergangenheit (beim Investieren die Renditedaten in den letzten zwei bis fünf Jahren) als repräsentativer für die Zukunft anzunehmen als Daten, die davor lagen.

Rechtsträger

Eine natürliche Person, eine juristische Person (z.B. Stiftung, GmbH oder Aktiengesellschaften) oder ein von diesen beiden Personenarten gebildetes neues Rechtskonstrukt (wie z.B. eine Personengesellschaft), das eigenständig Träger von Rechten, Pflichten und Eigentumsbeziehungen sein kann. Bei den Rechtsträgern kann man noch unterscheiden, ob sie ihrerseits jemandem zu Eigentum gehören können (z.B. Kapital- oder Personengesellschaften) oder nicht (natürliche Personen und Stiftungen).

Regression zum Mittelwert

Engl. regression to the mean, reversion to the mean. Von Zeiträumen ab etwa fünf Jahren an aufwärts lässt sich bei Immobilienrenditen und in geringerem Maße auch bei Aktienrenditen das Phänomen der Regression zum Mittelwert (RZM) beobachten. RZM bewirkt, dass die jährlichen Renditen von Immobilien oder diversifizierten Aktienportfolios sehr langfristig betrachtet um den arithmetischen Mittelwert der Renditen der → Asset-Klasse herum pendeln. Soweit Regression zum Mittelwert vorliegt haben Über- oder Unterrenditen relativ zum langfristigen Marktdurchschnitt nur vorübergehenden Charakter.

REIT

Real Estate Investment Trusts. Eine spezielle Rechtsform von Immobilienunternehmen, die sich dem jeweiligen nationalen REIT-Gesetz unterworfen haben. Wenn sie das tun, erhalten sie eine Reihe von steuerlichen Vorteilen, müssen aber im Gegenzug mehrere Restriktionen und Bedingungen einhalten, die in Europa und speziell in Deutschland die Mehrzahl aller Immobilienunternehmen offenbar für zu unattraktiv halten. In den USA sind hingegen die meisten Immobilienunternehmen REITs.

Renditereihenfolgerisiko

In einem Portfolio (Depot), aus dem im Zeitablauf nennenswerte Entnahmen getätigt werden (Abflüsse stattfinden), spielt die Reihenfolge der Jahresrenditen für den Vermögensendwert nach 10, 20 oder 50 Jahren eine große Rolle.

Rentenfonds (Anleihefonds)

Ein offener Investmentfonds, der das Vermögen seiner Anleger in Anleihen („Rentenpapiere“) investiert, also in Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen. Wer in Rentenfonds anlegt, sollte einen Rentenfonds (Anleihefonds) auf ETF-Basis wählen, da diese deutlich geringere Nebenkosten aufweisen und langfristig mit hoher Wahrscheinlichkeit eine bessere Rendite produzieren.

Risikoadjustierte Rendite

Auch „risikobereinigte Rendite“. Investmentkennzahlen, die Rendite ins Verhältnis zum dabei eingegangenen Risiko setzen. Die bekannteste dieser Kennzahlen ist die Sharpe Ratio (siehe Stichwort “ Sharpe-Quotient“ auf der deutschen Wikipedia).

Rückkaufswert

Bei kapitalbildenden Lebensversicherungen und privaten Rentenversicherungen teilt die Versicherungsgesellschaft dem Versicherungsnehmer (VN) jährlich den Rückkaufswert mit. Der Rückkaufswert ist die Auszahlung, die der VN erhalten würde, wenn er zum Zeitpunkt der Rükkaufswertberechnung die Versicherung kündigen würde. Man könnte auch sagen, dass der Rückkaufswert der → Barwert des Versicherungsanspruchs ist.

S

Shortfall Risk

Das Risiko (die Wahrscheinlichkeit), eine festgelegte Schwellenrendite während einer vorgegebenen Investmentperiode zu unterschreiten.

Small Cap-Aktie

Kleine Aktiengesellschaften im Unterschied zu großen (Large Caps oder Standardwerte) und mittleren (Mid Caps). Wie „klein“ ein Small Cap ist, ist – anders als viele Anleger glauben – nicht fest definiert. Dessen ungeachtet sind Small Caps an der Börse relativ zu den allermeisten nicht börsennotierten Unternehmen immer noch vergleichsweise große Firmen – häufig mit Jahresumsätzen über einer Milliarde Euro oder Dollar.

Spotmarkt (auch Kassamarkt genannt)

Bei Rohstoffen der Markt, auf dem die „Erfüllung des Handelsgeschäfts“ (Lieferung der Ware und Bezahlung) sofort“ (z. B. innerhalb von zwei Werktagen) erfolgt. Sozusagen der „normale“ Markt. Sein Gegenstück ist der → Terminmarkt. Die Unterscheidung zwischen Spotmarkt und Terminmarkt existiert auch bei Aktien, Anleihen und Devisen.

Staatsanleihen

Siehe → Anleihen. Abzugrenzen von Unternehmensanleihen.

Standardabweichung

siehe → Volatilität.

Stock Picking

Wörtlich „(einzelne) Aktien auswählen „. Stock Picking ist der Überbegriff für viele aktive Anlagestrategien, die nach einer jeweils spezifischen Methode Aktien mit dem angenommenen Potenzial, in der Zukunft eine Überrendite zu erzeugen, auswählen.

Stopp-Loss-Order

Ein Verkaufsordertypus, bei dem der Verkaufsauftrag einer Bedingung unterliegt. Die Bedingung lautet vereinfacht so: „Nur verkaufen, wenn im Zeitraum bis zum So-und-So-Datum, der Kurs dieses Wertpapiers (oder Fonds) unter den Betrag X Euro fällt“. Stopp-Loss-Orders sind relativ teuer, insgesamt sehr arbeitsaufwendig, funktionieren nicht zu 100% zuverlässig (werden nicht immer ausgeführt) und lösen nicht das entscheidende Problem, was man nach dem „Ausstieg“ mit der resultierenden Liquidität machen soll.

T

Tail Risk

siehe → Event Risk.

Teileinkünfteverfahren

Demnach sind bei einem Unternehmensverkauf (sofern die Anteile im Privatvermögen liegen) 60% des Wertsteigerungsgewinns mit dem persönlichen Einkommensteuertarif zu versteuern (§ 17 Abs. 1 EStG). Beim höchsten ESt-Grenzsteuersatz wäre das 47,5% × 60% = 28,5% (inkl. SolZ, ohne Kirchensteuer).

Time Preference

Auch Gegenwartspräferenz genannt.

Total Expense Ratio (TER)

In Deutschland heißt die TER „Laufende Kosten“ oder „Gesamtkostenquote“. Sie ist die laufende Kostenbelastung bei Investmentfonds. Die TER ist aussagekräftiger (und höher) als die Verwaltungsgebühr. Auch die TER beinhaltet nicht alle Kosten, die in einem Investmentfonds anfallen, z. B. nicht die Transaktionskosten, die sich aus der → Geld-Brief-Spanne der gekauften und verkauften Wertpapiere ergeben.

Traden

Englisch für handeln, hier im Sinne von Kaufen und Verkaufen von Wertpapieren.

Track Record

Die historische Rendite-Risiko-Bilanz eines Portfolios oder eines Investors. Salopp gesagt, sein Erfolg (oder Misserfolg) in der Vergangenheit.

Tracking Error

Eine Kennzahl, die die Schwankung, d. h. die → Volatilität (Standardabweichung) der → Tracking-Differenz misst.

Tracking-Differenz

Bei einem ETF die Differenz zwischen der Rendite des Referenzindex (des nachgebildeten Index) und der Rendite des ETFs über einen bestimmten Zeitraum (typischerweise ein Jahr). Je kleiner diese Differenz ist, umso besser. Dank Einkünften aus Wertpapierleihe und möglichen Quellensteuervorteilen des ETFs relativ zum Referenzindex kann die Tracking-Differenz in seltenen Fällen sogar negativ sein (dann hat der ETF eine höhere Rendite als der Referenzindex). Die Tracking-Differenz ist ein ebenso guter und oft besserer Kostenindikator wie die → TER.

U

Überrendite

Engl. Outperformance. Rendite, die über dem für eine → Asset-Klasse geltenden Wert liegt. Allgemeiner formuliert: Eine Rendite, die bei Berücksichtigung von Kosten, Steuern und Risiko eine korrekt gewählten Vergleichsmaßstab („Benchmark“) geschlagen hat. Ein Vergleich von Renditen zweier Investments A und B ohne die Berücksichtigung von Kosten, Steuern und Risiko ist normalerweise sinnlos und irreführend, obwohl es im Marketing-Material der Finanz- und Immobilienbranche, wie auch in den Medien gang und gäbe ist.

Umkehrhypothek

Immobilienkredit, bei dem die Kreditsumme in Raten allmählich bis zum Tod des Kreditnehmers ausbezahlt wird. Die Erben des Kreditnehmers müssen dann entscheiden, ob sie die Immobilie mit den auf ihr lastenden Schulden übernehmen wollen (sie können das Erbe alternativ auch ausschlagen). Umkehrhypotheken sind eine ungewöhnliche Kreditform, die primär von alten Menschen gewählt wird, die ihre illiquide Immobilie „monetisieren“ wollen, aber zugleich nicht ausziehen und nicht verkaufen wollen.

Umlageverfahren

Bezogen auf das staatliche Rentenversicherungssystem die Praxis, dass gegenwärtige Rentenbeiträge (Einnahmen des Rentensystems) nicht am Kapitalmarkt angelegt werden, sondern sofort wieder als gegenwärtige Rentenzahlungen ausgezahlt werden. Das Umlageverfahren kann bei einer sinkenden Geburtenrate und steigender Lebenserwartung ohne unpopuläre Anpassungen nicht funktionieren (Beitragserhöhungen, Rentensenkungen, Erhöhung des Renteneintrittsalters) und nur durch etwaige Quersubventionierung aus allgemeinen Steuermitteln vor der Insolvenz bewahrt werden.

Umlaufrendite

Englisch Yielt to Maturity. Die Rendite einer Anleihe vom Zeitpunkt der Betrachtung oder des Kaufs (z. B. „jetzt“ bis zur Fälligkeit, vorausgesetzt der Kaptialdienst (Zins, Tilgung) wird immer fristgerecht erbracht). Die Umlaufrendite ist die „effektive“ („echte“) Rendite bis zur Fälligkeit. Sie unterscheidet sich insbesondere von der Coupon-Rendite (das ist die periodische Zinszahlung per annum relativ zum Nennwert bei Emission der Anleihe).

Umschuldung

Derjenige, der umschuldet, kann ein Privathaushalt oder ein Unternehmer sein. Eine Umschuldung ist die Ablösung (Ersetzung) eines oder mehrerer Kredite durch einen oder mehrere andere. Der Zweck einer Umschuldung besteht in der Regel darin, einen Vorteil für den Kreditnehmer zu produzieren, z. B. Tilgungsstreckung, günstigere Zinskonditionen oder teilweiser Schuldenerlass. Vielfach geschehen Umschuldungen auf Druck eines Kreditgebers, wenn der Schuldner in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt. Allerdings entstehen manche Umschuldungen auch aus ursprünglicher Eigeninitiative des Kreditnehmers heraus, wenn er glaubt, seine finanzielle Situation durch die Umschuldung verbessern zu können (siehe auch Wikipedia, Stichwort „Umschuldung“).

Untergangsprophet

„Experten“, die – überwiegend seit vielen Jahren – radikalpessimistische Vorhersagen zu Wirtschaft, Staatsfinanzen und Kapitalmärkten treffen. Die meisten Untergangsprognosen sind keine Wissenschaftler, sondern „Amateurökonomen“. Der Teil dieser Prognosen, der zeitlich hinreichend präzise ist, ist in den vergangenen 20 Jahren größtenteils nicht eingetroffen und daher als falsch einzustufen. Ein anderer Teil ist zeitlich so ungenau, dass er grundsätzlich nicht falsch sein kann, so wie die Prognose „es wird einen schweren Sturm geben“. Zugleich sind solche zeitlich undefinierten Prognosen entscheidungslogisch letztlich nutzlos. Aus Anlegersicht ist das Hauptproblem dieser Prognosen, dass ihre Befolgung hohe → Opportunitätskosten verursacht.

V

Vermögensendwert

Der Begriff drückt aus, zu welcher Endsumme ein ursprüngliches Investment von einer Geldeinheit am Ende eines Betrachtungszeitraums angewachsen wäre, wenn man die Durchschnittsrendite während des Betrachtungszeitraums zugrunde legen würde. Den Vermögensendwert kann man inklusive oder exklusive Inflation berechnen.

Verschonungsabschlag

Bewertungsabschläge im deutschen Erbschaftsteuerrecht, die in der erbschaftsteuerlichen Bewertung (Bemessungsgrundlage) vor allem kleiner und mittelständischer Unternehmen die faktische Belastung der Erben mit Erbschaftsteuer stark (typischerweise um 85% oder sogar 100%) absenken, sofern die Unternehmensnachfolger (die Erben) die Arbeitsplätze erhalten und keine größeren Entnahmen tätigen. Ein weniger umstrittener, moderaterer Verschonungsabschlag gilt auch für zu Wohnzwecken vermietete Immobilien.

Verrentung, verrenten

Die Umwandlung einer Geldsumme oder allgemein eines Vermögenswerts (auch einer Immobilie) in eine periodische (zum Beispiel monatliche) Rentenzahlung. Diese Rentenzahlung kann für einen begrenzten Zeitraum (zum Beispiel 20 Jahre) oder „ewig“, das heißt bis zum Tod des Anlegers oder des zuletzt sterbenden Ehepartners, erfolgen. Versicherungen bieten solche privaten Rentenversicherungen an. Bei einer ewigen Rente trägt der Rentengeber das „Langlebigkeitsrisiko“ des Rentenempfängers. Siehe auch Leibrente.

Volatilität

Das in der Finanzökonomie am meisten verbreitete Risikomaß. Das Wort leitet sich vom lateinischen Verb “volare“ (fliegen) ab und bezieht sich auf die Wertschwankungen eines Investments im Zeitablauf. Volatilität wird typischerweise anhand der statistischen Kennzahl Standardabweichung gemessen. Je höher die Standardabweichung der Wertschwankungen in der Betrachtungsperiode, desto risikoreicher ist das Investment. Bei Direktinvestitionen in Immobilien (auch bei offenen oder geschlossenen Immobilienfonds) ist die Berechnung der Volatilität üblicherweise irreführend, weil die zugrunde liegenden Wert- und Renditemessungen durch Gutachter geglättet werden und/oder nicht häufig genug stattfinden.

Vorfälligkeitsentschädigung

Wenn ein Immobilienkredit innerhalb seiner Zinsbindung (bevor diese abgelaufen ist) vorfristig getilgt wird, kann und darf die Bank eine Vorfälligkeitsentschädigung („Strafzahlung“) verlangen, sofern die Marktzinsen (für die Restlaufzeit bis zum Ende der Zinsbindung des Kredites) merklich niedriger sind als der im Kreditvertrag vereinbarte Zinssatz.

W

WB-Register

Im Rahmen der Umsetzung einer EU-Regulierung (Richtlinie EU 2015/849) müssen europaweit Register eingeführt werden, aus welchen ersichtlich ist, welche Rechtsträger (Firmen, Gesellschaften, Trusts, Stiftungen etc.) welchen wirtschaftlichen Eigentümern (natürliche Personen) zugeordnet werden können. Die Richtlinie wurde u. a. auch im Europäischen Wirtschaftsraum und damit auch in Liechtenstein umgesetzt.

WKN

Abkürzung für Wertpapierkennnummer.

X

XETRA

Der elektronische Handel an der Börse Frankfurt/M – mit Abstand die größte Börse in Deutschland.

Y

Z

Zertifikate

Von Banken emittierte Wertpapiere (also rechtlich Bankschuldverschreibungen, d. h. Anleihen). Im Unterschied zu einer normalen Bankschuldverschreibung erhält der Anleger jedoch keine Zinsen, sondern wird am Erfolg oder Misserfolg eines Börsengeschäfts (zum Beispiel den Kurssteigerungen eines Aktienkorbs) beteiligt. Von diesen Investmentprodukten ist abzuraten, da sie hohe versteckte Kosten und das Bonitätsrisiko der Emissionsbank beinhalten.

Zinsänderungsrisiko

Kreditnehmer unterliegen grundsätzlich dem Zinsänderungsrisiko, also dem Risiko, dass durch die Erhöhung des Zinsniveaus am nächsten Zinssatzanpassungstermin ihre Zinsbelastung steigt. Das gilt besonders bei variabel verzinslichen Krediten. Bei fest verzinslichen Krediten besteht das Risiko einer Zinserhöhung, wenn die Zinsbindung ausläuft.

Zinseszinseffekt

Engl. Compound Interest: Der Zins oder genereller die Rendite, die ein Wertpapier in einer Zeiteinheit (Intervall) erzeugt und die im nachfolgenden Intervall selbst Zins (Rendite) produziert. Der Zinseszinseffekt führt zu einem in Geldeinheiten umso höheren Anstieg des Investmentwertes pro Periode, je länger die Betrachtungsperiode ist.

Zombieunternehmen

Ein stark verschuldetes Unternehmen, das vermeintlich nur überleben kann, weil und solange die Zinsen so niedrig sind, wie sie es seit ungefähr 2015 in Deutschland und anderen Ländern sind. Zombieunternehmen sollen angeblich den technischen Fortschritt, den gesunden Strukturwandel und das Wachstum in der Wirtschaft behindern oder verlangsamen. Die Zombieunternehmen-Theorie ist nicht unumstritten, weil sowohl die Datenbasis als auch die ökonomische Logik, die dieser Hypothese zugrunde liegen, „diskussionswürdig“ sind.

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